Liebe auf den ersten Blick war es keine. Im Gegenteil. 1997, als wir noch mit maltesischen Lira zahlten, hatte ich völlig falsche Erwartungen. Ich suchte schöne Sandstrände, war erschrocken vom massiven Straßenverkehr und der dichten Verbauung mit Bettenburgen und Businesstürmen. Nirgendwo in Europa leben mehr Menschen auf einem Quadratkilometer, nämlich rund 1657. Doch die Zuneigung ist mit jedem Aufenthalt gewachsen. Dieses Archipel zwischen Sizilien und Nordafrika kann einem eine wunderbare Auszeit bescheren, vor allem im Herbst, Winter und Frühjahr – mit Temperaturen von 13 bis 21 Grad Celsius kann es angenehm warm sein.

Nach gut zwei Stunden Flugzeit kann man in mediterranem Flair bei 300 Sonnentagen pro Jahr durch ein lebendiges Freilichtmuseum schlendern, es erwarten den Besucher viel Licht, Lebensfreude, aber eben auch Trubel und Nightlife, wenn man das möchte. Museum? Ja, denn im heutigen Zwergstaat (mit einer Fläche nur doppelt so groß wie das Fürstentum Liechtenstein) waren sie alle – die Phönizier, die Römer, die Araber, die Ritter des Malteserordens, die Franzosen und die Briten. Und haben alle etwas zurückgelassen.

In einem besonderen Licht

So sollte man Malta nicht als reine Badedestination verstehen, sondern als einen Mix aus Kultur (u. a. mit Kultstätten, religiösen Reichtümern und einem Caravaggio-Meisterwerk), entspannten Bootsfahrten, dem Gustieren der lokalen Küche und dem Aufsaugen dieses speziellen Lichts, das ja auch große Filmproduktionen anlockt (neben den steuerlichen Vorteilen). Durch Valletta kann man sich einfach treiben lassen. Und man sollte sich unbedingt innerhalb weniger Minuten zu den „Three Cities“ schippern lassen: Vittoriosa, Senglea und Cospicua sind so nah, verströmen aber dennoch ein anderes Flair als die wunderschön herausgeputzte Hauptstadt, weil man näher am alltäglichen Leben der Malteser ist.

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Mittlerweile hungrig? Die Gastronomie hat seit Anfang der 2000er-Jahre eine deutliche Aufwertung erfahren, gleich nach der Ankunft sollte man sich ein heißes Pastizz gönnen, eine wahlweise mit Schafskäse oder Erbsenpüree gefüllte Teigtasche, dazu das alkoholfreie Nationalgetränk Kinnie aus Bitterorange und Wermutkraut. So kann man sich dann ohne Heißhunger ein feines Restaurant für den Abend aussuchen. Etwa für einen Lampuki, den Nationalfisch, eine Art Goldmakrele. Fleischliebhaber finden etliche Kaninchengerichte und besonders gefüllte Rindsrouladen.

Maltas kleine Schwestern

Mit der Fähre geht es vom nordwestlichen Zipfel Maltas nach Gozo (ein Tunnelprojekt wurde zum Glück wieder begraben), wo es ländlicher und entschleunigt zugeht. „Eine Insel zum Aufleben, also Malta, und eine zum Abschalten: Gozo“, hat mir einmal ein Insulaner erklärt. Dort findet man auch noch idyllische Buchten sowie Treffpunkte mit Dorfcharakter. Gozo und das unbewohnte Eiland Comino (ein Hotelprojekt ist derzeit wieder in Planung) ziehen mit ihren Höhlen fast ganzjährig die Taucher an.

Mit dem Boot geht es auch zur am Fuß eines 50 Meter hohen Felsbogens Blauen Grotte auf Malta, durch ihr besonderes Farbenspiel ein Touristenmagnet. Sitzt man danach in einem Café (etwa im Fischerdorf Marsaxlokk mit seinen bunten Booten), hört man wieder zunehmend die maltesische Sprache, arabisch klingend. „Maltesisch ist auch bei den jungen Menschen wieder in“, erklärt mir eine Einheimische. „Es soll auch unsere eigene Identität in der EU bestärken.“ Aber keine Angst: Mit Englisch kommen Sie auf Ihrer Reise blendend durch! Es gibt ja auch etliche Sprachschul-Angebote unter dem Motto „Englisch lernen in der Sonne“.

Sliema