Ein aufmüpfiger Bug ragt aus dem Wasser, stemmt sich gegen das Verschwinden. Auch einige Spanten der Boote, unverplankt erinnern sie an ein Gerippe. Schilf, Bäume, Büsche verdecken mit ihrem Grün zusehends das morsche Holz. Die eigentümlichen Erscheinungen, die zum Teil bereits im norditalienischen Sile versunken sind, zum Teil noch herausragen.

Einst trieb der Fluss die Mühlen an, in denen das Mehl für die Republik Venedig gemahlen wurde, weshalb die Gegend als Kornkammer der Serenissima galt. Und er war eine Wasserautobahn, auf der die Waren aus der Lagunenstadt nach Treviso und retour schipperten. Die Lasten wurden auf sogenannte Burci geladen – kiellose Kähne mit flachem Boden –, die flussaufwärts von Ochsen oder Pferden auf Treidelpfaden entlang des Ufers gezogen wurden.

Heute ist das Klappern der Hufe längst verhallt. Dafür streifen Erholungssuchende auf Schusters Rappen, mit dem Fahrrad oder im Kajak vom Wasser aus durch den 1991 eingerichteten „Parco Regionale del Fiume Sile“, der sich in einem Streifen den Fluss entlang zieht und eine Fläche von 4152 Hektar schützt. Nicht nur zahlreiche Tiere und Pflanzen in den Ökosystemen rund um den Sile, sondern auch einige der alten Wassermühlen und Villen venezianischer Patrizier, die von den Zeiten regen Handels zeugen.

Aber zurück zum Anfang. Unbedingt sollte man einen Abstecher zum Sile Morto, einem Totarm des Flusses, machen. Vom Ufer und hölzernen Stegen aus erblickt man ein Stillleben, das dem morbiden Charme des nahen Venedigs um nichts nachsteht. In den 1970er-Jahren haben streikende Arbeiter dort Lastkähne, aber auch andere Typen von Booten versenkt. Andere wurden schon früher dort zurückgelassen. Allesamt wurden sie schließlich von Lastwägen auf Asphaltbändern abgelöst. Seither dämmern sie im Wasser vor sich hin, werden Zentimeter für Zentimeter von der Natur zurückerobert. Die Zeit für eine stille Andacht auf dem „Cimitero dei burci“, dem „Friedhof der Lastkähne“, sie neigt sich unweigerlich einem Ende zu.

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