Über den Promi-Hotspot Capri sprechen alle, über Ischia kaum jemand. Ein Fehler. Denn die größte Insel im Golf von Neapel ist ein echter Geheimtipp für alle, die heiße Quellen, blühende Gärten und die Leichtigkeit Italiens lieben. Seit jeher kommen die Menschen hierher, um Kraft zu tanken – am feinen Sandstrand umrahmt von dunklen Vulkanfelsen und grünen Steilhängen oder in den Pools der Hotels, die mit hauseigenem Thermalwasser gespeist sind.

Verteilt über die ganze Insel gibt es 103 verschiedene Quellen. Die wohltuende Wirkung ist seit der Zeit der Griechen bekannt und bereits im Mittelalter nahm der Kurtourismus auf der Insel an Fahrt auf: 1588 wurde eine umfassende Abhandlung über die medizinische Anwendung des Thermalwassers veröffentlicht. Heute verschreiben die Therapien mit Schlamm und Wasser unter anderem bei Gelenkschmerzen, Rheuma, Hals-Nasen-Ohren- und Atemwegserkrankungen. In jedem Spa ordiniert auch einen Arzt. So befinden sich in den Hotels Therapieräume für Physiotherapie, Inhalation und Fangopackungen.

Durch den vulkanischen Ursprung der Insel ist der Schlamm reich an Mineralien und kommt mit 45 Grad Celsius direkt aus dem Rohr auf die Liege. Der Schlamm soll das Hautbild verschönern und Arthritis lindern. Die Insulaner schwören darauf und gönnen sich selbst vor und nach dem Winter gerne mal zwei Wochen Erholung mithilfe der heißen Quellen. Abseits der medizinischen Anwendungen können sich Gäste damit im Day-Spa verwöhnen lassen und im bis zu 32 Grad warmen Thermalwasser planschen – am besten in einem Hotel, das eng mit der Geschichte der Insel verknüpft ist.

Hotels mit Historie

Vor rund 120 Jahren wurde die Villa Excelsior im palastähnlichen Stil von einem schottischen Grafen erbaut. Noch heute führt im schicken Boutiquehotel von der Terrasse ein Weg durch den herrschaftlichen Park bis zum Meer. Gleich vis a vis trumpft das Il Moresco mit seiner eigenwilligen Architektur auf. 1952 verpasste Architekt Sandro Petti dem Hotel unzählige Rundbögen und leuchtend rote Fliesen. Ungefähr zur gleichen Zeit war das Regina Isabella bei internationalen Schauspielern sehr beliebt. Heute sind die Zimmer eine Hommage an die berühmten Gäste wie zum Beispiel Sophie Loren. Direkt am Wasser strahlt es selbst am Strand eine gewisse Eleganz aus. Abends werden auf der Terrasse mit Blick auf die schaukelnden Boote typische Inselgerichte wie Goldbrasse mit Zitrone oder Kaninchen mit Thymian serviert. Dazu passt ein Wein aus der Nachbarschaft.

Neben den Hotelspools sind die Poseidon-Gärten ein perfekter Ort für einen Thermentag im Freien. Auf rund sechs Hektar Fläche verteilen sich 20 verschiedene Pools mit Wellnesscenter, Restaurants und eigenem Strand. Nichts wirkt hier künstlich, alles verteilt sich harmonisch auf den Terrassen. In der Gartenanlage selbst gibt es zwischen den Palmen und bunten Blüten viel zu entdecken: Wasserfälle, Dampfgrotte, Sauna, Kneippanlage, azurblaues Meerwasser und bis zu 40 Grad warmes Thermalwasser.

Hoch oben vom Kastell

Wem Wellness alleine zu langweilig ist, der wandert zwischendurch über die Insel. Ein praktisches Basislager dafür ist die Ortschaft Casamicciola Terme. Von hier geht es zum Gipfel des Epomeo auf 789 Meter Höhe. Der Vulkan ist der höchste Berg der Insel und bietet einen tollen Panoramablick. Ebenfalls auf einem erloschenen Vulkan liegt das Castello Aragonese. Der Spaziergang hinauf zur Festung ist nicht so anstrengend – vor allem, weil es unterwegs viel zu entdecken gibt: angefangen von der Krypta über die Fresken aus dem 12. Jahrhundert bis hin zu moderner Kunst und Cafés. Jedes Jahr findet hier auch ein Filmfestival statt.

Am Fuße des Kastells geht’s dann gemütlich dem Meer entlang durch die Gassen mit den bunten Hausfassaden. Kleine Fischerboote bringen frischen Fisch, vor den Häusern liebevoll gepflegte Blumen, Einheimische treffen sich auf der Straße und plaudern. Alles scheint so zu sein, wie es schon immer war. Das fällt auf. „Wir sind sehr gastfreundlich, aber wir wollen die Insel wegen des Tourismus nicht ändern“, sagt Architekt Alessandro Leonessa. Und gerade das macht Ischia so reizvoll.