Google gibt sich bemüht. Vier Millionen Vorschläge liefert die Suchmaschine auf die Anfrage „Plastik vermeiden“. Wasser wird jetzt aus Glasflaschen getrunken, das Einkaufssackerl ist aus Baumwolle. Die Damenbinden sind waschbar und die Bartstoppeln entfernt man neuerdings mit einem plastikfreien Rasiermesser aus Edelstahl. Auch nett: Immer mehr Cafés belohnen jene Kunden, die ihren To-Go-Becher selbst mitbringen, mit einem Preisnachlass. Letzteres nennen Ökonomen "Nuding". Dadurch soll der Konsument mit einem sanften Anreiz in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Positive Verhaltensänderung unterhalb der Wahrnehmungsebene sozusagen.

Es lässt sich nicht abstreiten: Beugt man sich mit einer gewissen Interesse über das Thema, lässt sich im Alleingang einiges an Plastik einsparen. Wer allerdings den Verbrauch von Kunststoffen ernsthaft eindämmen möchte, darf nicht nur an die Vernunft der Konsumenten appellieren.

Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen

Handlungsbedarf gäbe es laut dem WWF Österreich vor allem seitens der Unternehmen. „Ziel muss eine Vermeidung jeglicher unnötiger Verpackungen sein – nicht nur aus Kunststoff“, sagt Elisa Gramlich, Plastikexpertin vom WWF Österreich. Laut ihr hätten Einweglösungen aus Papier oder so genanntem Bio-Plastik einen gleich großen oder sogar größeren ökologischen Fußabdruck als die Plastikverpackung.

In vielen Produktbereichen würde man eine Umstellung auf Mehrwegverpackungen schlicht aus Marketingzwecken verhindern. Das gelte etwa für Doppelverpackungen aber auch diverse Glasbehältnisse.
Daher sei hier die Politik gefragt, einen allgemein gültigen gesetzlichen Rahmen zu setzen.

Die Krux mit Ge- und Verboten

Aber was hat sich konkret auf der Ebene des politischen Handelns getan? Ein kurzer Blick in den Rückspiegel: Die EU hat ein Verbot von ausgewählten Produkten aus Einwegplastik ausgesprochen. Ab Juli 2021 sind jene Gegenstände betroffen, für die es eine nachhaltigere Alternative gibt. Außerdem sollen die Hersteller teilweise für die Sammlung und Entsorgung zur Verantwortung gezogen werden. Generell soll die Sammelquote für Einweg-Kunststoff-Flaschen bis zum Jahr 2025 auf 77 Prozent und bis 2029 auf 90 Prozent steigen. Und in Österreich dürfen ab 2020 keine Tragetaschen aus Plastik verkauft werden, ausgenommen biologisch abbaubare sehr dünne Kunststofftragetaschen – etwa Knotenbeutel für Obst und Gemüse. Oder bestimmte wiederverwendbare Plastiksackerl.

Wie wirksam sich diese Maßnahmen erweisen, bleibt allerdings noch Zukunftsmusik. „Gebote und Verbote können das Verhalten der Menschen auf direktem Wege steuern. Die Schwäche dieser Instrumente liegt aber in deren Vollzug“, erklärt der Jurist Gerhard Schnedl vom Institut für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft der Uni Graz. Sprich: „Es stellt sich die Frage, ob und wie diese Verbote in der Praxis kontrolliert und sanktioniert werden.“ Dabei müsse man nur an den IG-L-“Lufthunderter“ denken. Denn: „Weiß man, dass nie kontrolliert wird, ist die Bereitschaft Ge- und Verbote einzuhalten erfahrungsgemäß geringer“, so der Experte.

Anreize schaffen, Plastik verbannen

Ob sich das Plastikproblem mit gut gemeinten Weckrufen alleine lösen lässt? Fraglich. Die WWF-Expertin Elisa Gramlich fordert daher eine ambitionierte Mehrweg-Offensive. Außerdem seien laut ihr gesetzlich verankerte Preisanreize notwendig. Vor allem um Einweglösungen unattraktiver zu machen und dringend benötigte Pfandsysteme aufzubauen sowie wiederverwertbare Transportverpackungen zu forcieren. Darüber hinaus würde, so Gramlich, eine Mehrwegquote im Handel wichtige Impulse für eine nachhaltige Umstellung auf Mehrweglösungen setzen.

Dafür brauche es einen gesetzlichen Rahmen und konkrete Zielvorgaben zur Reduktion von Verpackungen. Der Aufbau von Mehrwegsystemen erfordere Investitionen. Daher könnten preisliche Anreize, wie beispielsweise eine Verpackungsabgabe, eine gute Möglichkeit sein, um die Wegwerf-Mentalität zu bekämpfen und gleichzeitig den Aufbau nachhaltiger Lösungen zu finanzieren.

Gegen ein Steuersystem mit Schlupflöchern