Weint nicht über mich. Weint über euch und eure Kinder!“ Diese Worte zu den namenlosen Frauen am Straßenrand sind furchtbar. Die Schrecken des Kommenden stecken darin, und wir wissen, wie die Stadt Jerusalem im Jahre 70 von den römischen Eroberern niedergemacht wurde. Von der einstigen Tempelpracht steht bis zum heutigen Tage nur noch die Klagemauer, eine Ruine als Sehnsuchtsort so vieler Generationen … Das heilig-rituelle Opfer im Tempel hat aufgehört, der Zusammenhalt Israels ist gesprengt – vor 2000 Jahren begann die jüdische Diaspora, die Zerstreuung unter die Völker. 1948 scheint sie mit der Gründung des Staates Israel aufgehört zu haben, aber wie viel Blut und Tränen liegen dazwischen? Gerade Frauen und Mütter waren es, die tragende Schicht eines Volkes, die das Schicksal bis zur Neige durchzuleiden hatten. Von ihnen hängt die Generationenfolge ab, mit ihnen stirbt ein Volk, mit ihnen lebt es wieder auf.
Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz