Eine gute Zahnpasta soll vor Karies schützen und ohne umstrittene Inhaltsstoffe auskommen: Das schaffen laut Aprilausgabe der Zeitschrift "Öko-Test" nur 13 von 48 getesteten Produkten. Von den getesteten Produkten hatten übrigens auch einige eine Naturkosmetikzertifizierung, auch hier überzeugten längst nicht alle.

Die Verbraucherschützer kritisieren, dass viele Zahncremes noch immer Titandioxid enthalten. Seit 2022 ist der Weißmacher in Lebensmitteln verboten, weil er eine möglicherweise erbgutverändernde Wirkung hat. In Zahnpasta ist er noch erlaubt. "Weil Zahnpasta verschluckt werden kann, hat Titandioxid in den Tuben aus unserer Sicht nichts mehr zu suchen", kritisiert Kerstin Scheidecker von "Öko-Test". Ohne den lauten Aufschrei besorgter Eltern kleiner Kinder, die Zahnpasta täglich zu einem großen Teil verschlucken, hätte es vermutlich aber noch eine Weile gedauert, bis die Substanz großflächig den Rückzug aus den Rezepturen angetreten hätte, wie Scheidecker betont. In 21 der 48 getesteten Zahnpasten sei das Weißpigment zwar noch enthalten, viele Hersteller hätten "Öko-Test" jedoch zurückgemeldet, dass sie ihre Rezepturen bereits umgestellt hätten oder in naher Zukunft umstellen würden.

Ob das nun daran liegt, dass die Kosmetikbranche den Verbraucherschutz plötzlich für sich entdeckt hat, dass sie in absehbarer Zeit mit einem Verbot rechnet oder dass Pasten mit CI 77891/Titanium Dioxide schlicht zum Ladenhüter geworden sind: Begrüßenswert ist die Entwicklung laut "Öko-Test" allemal.

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Nicht ohne Fluorid

Titandioxid ist aber nicht das einzige Problem der Zahnpasten im Test. Einen großen Marktanteil haben vor allem im Naturkosmetiksegment Zahncremes ohne Fluorid. Gemäß der Leitlinie der Zahnmediziner – "Kariesprophylaxe bei bleibenden Zähnen – grundlegende Empfehlungen" – ist die schützende Wirkung von Fluorid vor Karies allerdings eindeutig belegt, weshalb die Zähne täglich mit einer Zahnpasta geputzt werden sollten, die mindestens 1000 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg oder ppm) Fluorid enthält. "Daran gibt es auch aus unserer Sicht nichts zu rütteln. Zahnpasten ohne Fluorid schneiden deshalb nicht besser als 'mangelhaft' ab", heißt es im "Öko-Test".

Aggressive Tenside

Kommen wir nun zu aggressiven Tensiden. Verletzungen der Mundschleimhaut sind unangenehm. Eine Zahncreme sollte Schleimhautdefekte nicht auch noch durch aggressive Inhaltsstoffe fördern. Das Tensid Natriumlaurylsulfat sorgt in 14 Zahnpasten im Test zwar für einen schönen Schaum, der dabei hilft, den heruntergeputzten Schmutz abzutransportieren. Er kann aber auch die empfindlichen Mundschleimhäute reizen. Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass Natriumlaurylsulfat auch die Entstehung von Aphthen begünstigt. Das sind schmerzhafte, milchig-weiß belegte Entzündungen der Schleimhaut.

Schleifkörper

Ihren Reinigungseffekt erzielen Zahnpasten unter anderem über Schleifkörper. Die Abriebkraft wird mithilfe des RDA-Wertes (Relative Dentin Abrasion) angegeben. Ein idealer Wert für die tägliche Anwendung liegt zwischen 30 und 70. In diesem Bereich hat die Zahnpasta eine ausreichende Reinigungswirkung, ohne den Zahnschmelz zu schädigen. Geputzt werden sollte dabei mit weicher bis mittlerer Zahnbürstenstärke.

In speziellen Whitening-Zahncremes, die Rauchern, Tee-, Kaffee- oder Rotweintrinkern einen aufhellenden Effekt versprechen, liegt der RDA-Wert allerdings oft deutlich darüber – teilweise bei 100 oder mehr. Ein so starker Abrieb kann den Zahnschmelz nachhaltig angreifen. Eine harte Zahnbürste verstärkt den Effekt.

Erlaubt sind in der Europäischen Union Zahncremes mit einem RDA-Wert von bis zu 250. Leider ist der Wert auf den wenigsten Zahncreme-Packungen vermerkt. Hier hilft das Internet: Manche Hersteller geben ihn auf ihrer Website an, auch einige Zahnärzte stellen online Listen mit den RDA-Werten der gängigen Zahnpasten zur Verfügung.

Tipps für den Einkauf

  • Zahncremes für Erwachsene sollten den wichtigsten Inhaltsstoff gegen Karies enthalten: Fluorid.
  • Lassen Sie Zahnpasta im Regal liegen, wenn Natriumlaurylsulfat (Sodium Lauryl Sulfate) deklariert ist.
  • Jugendliche und Kinder mit bleibenden Zähnen können die Zahncreme der Eltern mitbenutzen – wenn diese kein Zink enthält. Der Grund: Zu viel Zink über längere Zeit kann das Immunsystem schwächen, und Kinder und Jugendliche überschreiten die empfohlene Menge schneller als Erwachsene. In Zahncremes wird Zink wegen seiner antibakteriellen Wirkung eingesetzt.