Geworben wird mit "Vollkorn" und "Vitaminen" oder etwa mit dem Hinweis "ohne Zuckerzusatz" und bunten, coolen Verpackungen, die Kinder ansprechen: Die Rede ist von Lebensmitteln, die von der Industrie konkret für Kinder beworben werden: von Kakao-Getränken, sogenannten Quetschies, Fruchtjoghurt und Keksen bis zum Ketchup. Die Zeitschrift "Ökotest" hat sich in der März-Ausgabe 40 solche Lebensmittel angeschaut und stellt fest: "Hier müssen Eltern ganz besonders genau hinschauen. Denn häufig steckt in ihnen mehr Zucker als in den vergleichbaren Produkten für Erwachsene."
Ein Blick in die Verkaufsregale zeigt: "Fruchtzwerge" werben mit Vitamin D und Kalzium, Nestlé auf seinen Nesquik Intense Choco Waves ebenfalls mit Vitaminen und Vollkorn und Rossmann auf seinem Genuss Plus Kids Dessert Genuss "mit viel guter Milch". Das Resümee von Ökotest: "Sie werben auf zuckrigen Produkten, die alles andere als gesund sind – durch die Werbung aber einen gesunden Anstrich bekommen sollen."
Für die Lebensmittelindustrie ist Zucker ein idealer Inhaltsstoff: "Er verstärkt den Geschmack und konserviert, dient als Füllstoff, gibt den Produkten ihre Struktur, ist gut zu verarbeiten und dazu noch sehr preisgünstig", lautet die Erklärung von "Ökotest". Produkte mit einer schlechten Nährstoffzusammensetzung lohnen sich also für die Industrie – und werden massiv beworben. Gleichzeitig mache die Werbung für ungesunde Lebensmittel unsere Kinder krank. Die Forderung der Konsumentenschützer ist gleich klar: "Wir brauchen eine konsequente Begrenzung – im Fernsehen ebenso wie in den sozialen Medien, wo die Werbung oft sehr subtil und perfide wirkt." Hier geht es zum Produkttest.
Es beginnt bei der Beikost
Zu den als "bewusste Ernährung" beworbenen Beikostprodukten von "Alete" zählen zum Beispiel ein Babybrei mit Keksgeschmack zum Trinken und ab dem achten Monat ausgelobte Babykekse, beide gezuckert – wie auch der Milupa Milchbrei "Kleiner Genießer Stracciatella" von Danone. Die ebenfalls oft schon für Säuglinge ausgelobten Quetschies sind teils ähnlich zuckerhaltig wie die Kekse, wie "Ökotest" betont. "Dabei sollte verarbeitetes Obst, das für Kinder beworben wird, laut der Nährwertprofile der Weltgesundheitsorganisation WHO höchstens zehn Gramm Zucker pro 100 Gramm enthalten."
Zerealien fürs Frühstück
Für den Test wurden drei Frühstückscerealien eingekauft, bei denen der Zuckergehalt mit 8,5 bis 13 Gramm Zucker pro 100 Gramm moderat ist. "Mit der Rewe-Eigenmarke Ja! Honey Wheats hat ein dreijähriges Kind dagegen mit einer 40-Gramm-Portion schon ungefähr 85 Prozent der Menge an Zucker weggenascht, die es an einem ganzen Tag besser nicht überschreiten sollte." Beim Klassiker Kellogg’s Frosties, dem traurigen Rekordhalter im Test, sind es sage und schreibe 99 Prozent. Anders als die ebenfalls noch zu süßen Nestlé Nesquik Intense Choco Waves enthalten die Frosties noch nicht einmal nennenswerte Anteile an sättigenden Ballaststoffen.
Milchprodukte
Joghurt halten viele Eltern automatisch für gesund. Einige der Produkte im Test sind aber extrem zuckrig: Am süßesten sind die Kinderjoghurts mit Toppings Nestlé Mix-in Smarties & Joghurt und der Müller Joghurt mit der Ecke Tom and Jerry.
Kinder-Ketchup
Ketchup ist ein süßes, ungesundes Lebensmittel – "die Werbung, die sich direkt an Kinder richtet, sollte die Industrie sich deswegen sparen", betont man bei "Ökotest".