70 % billiger! – Deal des Jahres! – Hammerpreis! - Für den Black Friday wird gern mit Superlativen geworben. Der Handel eröffnet das Weihnachtsgeschäft Ende November mit einer Rabattschlacht, die auch längst nicht mehr auf einen Tag begrenzt ist, Black Friday dauert immer länger. Ob sich die versprochene Ersparnis wirklich einstellt, ist freilich fraglich. Das Europäische Verbraucherzentrum Österreich (EVZ) hält dazu fest: "Im Werbeslogan werden oft Kraut und Rüben verglichen, eine unverbindliche und womöglich veraltete Preisempfehlung eines Herstellers hat oft nichts mehr mit dem tatsächlichen Marktpreis zu tun."
Verbrauchermagazine und -organisationen haben die Preise vor, zum Black Friday und die Wochen danach schon öfter dokumentiert und sind zu ernüchternden Ergebnissen gekommen. Die Verkaufsplattform Idealo berechnete die durchschnittliche branchenunabhängige Ersparnis am Black Friday bei vier Prozent. So einen Rabatt bekommt man leicht bei anderen Aktionen oder durch normale Preisschwankungen im ganzen Jahr. Der Preismonitor der Arbeiterkammer zeigt, dass bei fast einem Drittel der Artikel schon am Tag des Angebots die gleiche Black-Friday-Aktionsware woanders im regulären Verkauf zu einem besseren Preis vorhanden war. Die Warnung des EVZ: "Preisvergleiche sind ein Muss, dem Versprechen des 'Hammerdeals' sollte man Recherchezeit auf Preisvergleichsplattformen oder Suchmaschinen entgegensetzen."
"Dropshipping", der Händler als Besteller
"Es gibt viele, die am Hype teilnehmen, wenn die Jagd auf Schnäppchen Massen mobilisiert, die aber kein gutes Service bieten können oder wollen", heißt es beim EVZ. Vor allem bei Angeboten unbekannter Anbieter sollte man also doppelt kritisch bzw. vorsichtig sein. Oberstes Gebot: Vorausbezahlen sollte man immer nur bei vertrauenswürdigen Anbietern. Womöglich steht hinter dem scheinbaren Schnäppchen auch sogenanntes Dropshipping, dabei haben Anbieter gar keine Ware auf Lager, sondern ordern sie nach Auftragseingang selbst – bevorzugt bei Billigstanbietern aus Fernost. "Retouren gestalten sich oft als unzumutbar oder unmöglich. Zudem wäre der Preis bei einer Direktbestellung auf dem Onlinemarktplatz ohne den Umweg über das Dropshipping günstiger", sagen die Konsumentenschützer.
Black Friday auslassen
Wer bei einem europäischen Händler bestellt, hat grundsätzlich das Recht, die Ware 14 Tage lang ohne Angabe eines Grundes zurückzusenden und den Kaufpreis rückerstattet zu bekommen. Das verleitet freilich viele dazu, weit mehr Waren zu bestellen, als sie überhaupt behalten möchten. Beim Ausverkaufsevent werden außerdem Dinge im Affekt gekauft, die man sich sonst nicht zugelegt hätte. Neben ökonomischen Gründen gibt es also auch ökologische, die dafür sprechen, den Black Friday als Konsumentin oder Konsument auszulassen. Deshalb erklären immer mehr Initiativen den Black Friday zum Kauf-Nix-Tag. Oder, wenn man gar nicht auf den kollektiven Einkaufstrubel verzichten möchte, zum "Green Friday" oder "Fair Friday". Als Alternative wird zum Kauf nachhaltiger Produkte mit Umweltlabels und sozialen Zertifizierungen angeregt.