Die Debatte um die Impfung spaltet derzeit die Gemüter. Wenn schon die allgemeine Debatte zu dem Thema unter Freunden mitunter schwierig ist, so wird dies noch einmal konfliktbehafteter, wenn Eltern über die Impfung ihres gemeinsamen Kindes diskutieren. "Bereits ansonsten recht harmonisch miteinander verbundene Eltern können sich hier heftig in die Haare kommen. Zu einem Grabenkampf der hässlichsten Art wird die Impfdiskussion leider oft bei getrennt lebenden Eltern", sagt die Wiener Rechtsanwältin Katharina Braun, die auf Familienrecht spezialisiert ist.

Klar ist: Sind sich Eltern über die Covid-19-Impfung ihres  unmündigen minderjährigen Kindes und den Impfstoff einig, so wird das Kind grundsätzlich geimpft. Mit einer Ausnahme: "Wenn das Kind selbst sich bei dem Impftermin weigert und eindeutig zu verstehen gibt, dass es nicht geimpft werden möchte, wird der Arzt von der Impfung absehen", sagt Braun und ergänzt: "Der Kindeswille ist grundsätzlich beachtlich." Prinzipiell könnten mündige minderjährige Kinder - das sind Kinder ab 14 Jahren - selbst über die Impfung entscheiden und sich auch ohne Zustimmung der Eltern impfen lassen. 

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Obsorge umfasst prinzipiell auch die Entscheidung in medizinischen Belangen. "Wenn jedoch ein mündiges minderjähriges Kind sich impfen lassen möchte, ein Elternteil diese Impfung aber partout nicht will, obwohl keine konkreten Gründe dagegen sprechen, könnte dies dazu führen, dass diesem  Elternteil im Bereich der medizinischen Belange die Obsorge entzogen wird. Die Entscheidung in medizinischen Belangen käme dann dem anderen Elternteil künftig alleine zu", erklärt die Anwältin.

Bei gemeinsamer Obsorge für das Kind kann grundsätzlich jeder Elternteil das Kind impfen lassen. Braun sagt dazu: "Für den Arzt reicht die Zustimmung eines Elternteils - vorausgesetzt das Kind selbst spricht sich nicht eindeutig gegen die Impfung aus." Theoretisch könnte der Elternteil, der der Impfung nicht zustimmt, bei Gericht versuchen, diese abzuwenden. Die bessere Alternative aus Sicht der Rechtsanwältin: "Ich empfehle Eltern, sich gemeinsam und begleitet von Professionisten mit allen Aspekten des Themas auseinanderzusetzen und zu einer gemeinsamen Entscheidung zu kommen. Dafür bedarf es nicht der Einleitung eines Gerichtsverfahrens." Denn auch der permanente Streit zwischen Eltern kann der Gesundheit des Kindes schaden.