Am 1. März 2021 trat die Ökodesignrichtlinie der EU in Kraft, die man jetzt vor allem am neuen Energielabel von Elektrogeräten erkennt. Dazu kommen aber auch Mindeststandars in Sachen Reparierbarkeit. Wie merkt der Verbraucher das beim Einkauf?

MARKUS PIRINIGER: Im Moment noch gar nicht, es gibt nämlich Übergangsfristen. Aber längerfristig wird viel passieren – es wird eine Entwicklung hin zu einer Reparaturwirtschaft angestoßen. Reparatur wird als Geschäftsmodell interessanter werden, die Preisbildung wird sich ändern. Und die Bauteile werden verstärkt standardisiert werden. Zurzeit hat ja jeder Stecker von einem Gerät eine andere Norm, sodass man eine Unmenge von Ersatzteilen mit sich führen müsste, um Reparaturen machen zu können. Mit der neuen Richtlinie gibt es das Ziel, dass bis 2025 im Elektrobereich keine Wegwerfgeräte mehr verkauft werden. Das erhoffen wir uns. Und die Chancen stehen gut.

Denken Konsumenten beim Einkauf überhaupt über die Lebensdauer eines Produktes nach?

MARKUS PIRINIGER: Es gibt immer mehr Menschen, denen es grundsätzlich auf den Geist geht, dass Dinge so schnell kaputtgehen und man sie nicht reparieren kann. Aber es wird Konsumenten nicht leicht gemacht, sich gegen Wegwerfprodukte zu entscheiden. Ein wichtiger Punkt dabei ist, dass die Preise nicht die Wahrheit sprechen. Beim Kauf scheint das nicht reparierbare Produkt das billigere zu sein. Das trügt aber. Es gibt Studien, die belegen, dass man mit langlebigeren Produkten auf Dauer Geld spart.

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Wie erkennt man überhaupt ein langlebiges Produkt?

MARKUS PIRINIGER: Genau das ist das Problem: Man erkennt es beim Kauf nicht. Deshalb setzen wir uns für einen Raparaturindex ein: So wie die Energiesparsamkeit eines Gerätes auf einer Plakette zu sehen ist, sollte auch die Reparierfähigkeit eines Produktes auf einer Plakette ausgewiesen sein. Da ist uns Frankreich voraus: Die haben heuer mit Jahresbeginn einen solchen Reparaturindex in Kraft gesetzt. Freilich gibt es auch hier Übergangsfristen, man wird also erst sehen, wie gut sich das umsetzen lässt. Aber daran sollte sich die EU orientieren und das wird mittlerweile auch schon diskutiert.

Was ist die Voraussetzung dafür, dass etwas repariert werden kann?

MARKUS PIRINIGER: Die Zerlegbarkeit, die man gelegentlich schon an der Hülle erkennt, die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Reparaturinformationen.

Wie kann man das Prozedere beschleunigen, um Wegwerfprodukte schneller aus dem Handel zu bringen?

MARKUS PIRINIGER: Einerseits sind es die Rahmenbedingungen, die geändert gehören, damit erst gar keine kurzlebigen Produkte auf den Markt kommen, dahin geht die Ökodesignrichtlinie. Zweitens: Die Konsumenten müssen es wissen und diese Produkte kaufen. Dafür braucht es eine klare Kennzeichnung. Und drittes ist da der ökonomische Aspekt mit fiskalpolitischen Maßnahmen: Derzeit sprechen Preise nicht die Wahrheit, wenn ein in Billiglohnländern produziertes Plastikteil günstig ist, während ein bei uns produzierter Teil, den man reparieren kann,  teurer ist, weil die Arbeitskräfte bei uns mehr verdienen. Da würde eine Mehrwertsteuersenkung auf Reparatur helfen  - in Österreich ist das im Regierungsübereinkommen für kleine Reparaturen bereits im Entstehen, also für Textilien, Lederwaren und Fahrräder. Da wird die Mehrwertsteuer auf 10 Prozent gesenkt. Nach geltendem EU-Recht ist das möglich. Das Problem: Bei anderen Geräten wie Elektrogeräten ist es nicht möglich, da müsste man erst ein EU-Gesetz ändern, dass man es in Österreich machen kann. Man muss an der Steuer- und Preisschraube drehen!

Wie hat sich die Qualität der Produkte in den vergangenen Jahren geändert?

MARKUS PIRINGER: Leider nicht zum Besten. Bei alten Geräten wie etwa einer Waschmaschine lautet der Rat: Schmeißen Sie die alte bloß nicht weg, wenn man sie noch irgendwie reparieren kann!