Der Verein für Konsumenteninformation hat in einem neuen Test rote, matte Lippenstifte unter die Lupe genommen – im Labor und im Praxistest durch Anwenderinnen. Bei den Inhaltsstoffen waren vor allem Mineralöle und Schwermetalle interessant. Auf beides können die Hersteller nicht verzichten?
BIRGIT SCHILLER: Die Wahrscheinlichkeit, dass Schwermetalle enthalten sind, ist groß, weil ein roter Lippenstift ja Farbpigmente braucht. Und Mineraöle sind enthalten, weil die meisten Produkte auf Paraffin-Basis aufgebaut sind. Diese Mineralöle sind zwar aufgereinigt, aber häufig nicht genug: Dann entstehen die potenziell krebserregenden aromatischen Mineralöl-Kohlenwasserstoffe – bekannt als MOAH.
Diese Stoffe sind in der Kosmetik ohnehin weit verbreitet, was macht Lippenstifte nun so speziell?
BIRGIT SCHILLER: Weil sie beim Lippenstift mitgegessen werden, wer regelmäßig Lippenstift verwendet, isst im Laufe eines Jahres rund vier Stifte. Davon gehen aktuelle Schätzungen aus. Dieses Problem hat man auch bei Lippenpflegeprodukten (ohne Farbe), aber die bedenklichen Inhaltsstoffe sind vermeidbar.
Bisher lautete die Empfehlung des VKI, zu Naturkosmetik zu greifen, um auf Nummer sicher zu gehen. Im aktuellen Test ist aber auch ein Naturkosmetik-Lippenstift mit Mineralölbestandteilen verunreinigt.
BIRGIT SCHILLER: Wir können nicht sagen, ob das ein einmaliger Ausrutscher ist oder nicht. Wir haben den Hersteller jedenfalls mit dem Ergebnis konfrontiert. Er streitet ab, Mineralöl absichtlich einzusetzen und meint, unser Labor sei nicht gut genug, aber das können wir auszuschließen. Auch durch einen Nachtest. Und wenn das Testergebnis an einer Verunreinigung der Rohstoffe liegt, die der Hersteller verwendet, muss man sagen: Die Hersteller müssen die Rohstoffe besser kontrollieren.
Wozu braucht man die Mineralölbestandteile im Lippenstift überhaupt?
BIRGIT SCHILLER: Weil sie das können, was man sich von Lippenpflege erwartet: Sie sorgen für gutes Auftrageverhalten, Beständigkeit und verhindern, dass der Lippenstift in die Hautfältchen rinnt.
Mit Marken und Preis hat Lippenstiftqualität nichts zu tun?
BIRGIT SCHILLER: Nein, sowohl unter den besten waren teure, als auch unter den schlechtesten, dasselbe gilt für günstige Produkte.
Ist die Haltbarkeit von Lippenstiften auch ein Thema für Konsumentenschützer? Merkt man es als Konsument, wenn ein Produkt „verdorben“ ist?
BIRGIT SCHILLER: Es sind wenig verderbliche Stoffe in einem Lippenstift. Ein Haltbarkeitsdatum steht meistens gar nicht auf dem Produkt, weil es länger als 36 Monate haltbar ist. Dann wird nur noch ab dem Öffnen ein Verbrauch in einer bestimmten Frist empfohlen. Dass etwas fünf Jahre hält, ist unwahrscheinlich, also am besten daran riechen! Etwas, das unappetitlich riecht, würde man ja auch nicht essen, und von einem Lippenstift isst man immer wieder etwas mit.
Generell sind Lippenstifte auch stark parfümiert.
BIRGIT SCHILLER: Das hat mit dem eher unangenehmen Geruch der Fettkomponenten zu tun.
Generell der Rat für alle, die Lippenstifte verwenden?
BIRGIT SCHILLER: Man sollte so wenig wie möglich davon mitessen: Vor dem Essen also möglichst abschminken, und danach erst wieder auftragen. Weniger Produkte mit langer Haltbarkeit kaufen – die haben weniger Konservierungsstoffe - und rasch verbrauchen.