Frühmorgens in der Küche sind es automatisierte Handgriffe - Kaffeemaschine einschalten, Kapsel, ganze oder gemahlene Bohnen hineingeben, auf Knopfdruck fließt das schwarze, aromatische Gold in die Tasse. Für einen großen Teil der Bevölkerung gehört Kaffee zum Alltag, egal ob am Frühstückstisch, im Büro oder bei einem Treffen mit Freunden.
Von der Bohne bis zur Handhabung der hauseigenen Maschine können bestimmte Anwendungsschritte die Umwelt allerdings negativ beeinflussen und unnötig wertvolle Energieressourcen verschwenden. Das weiß auch Peter Pollak, Experte des Elektrokleingeräteforums und Teil des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie. "Kauft man einen Staubsauger, macht man sich eher Gedanken über die Energieeffizienz, weil er als notwendiger Gebrauchsgegenstand angesehen wird, bei einer Kaffeemaschine geht es um Genuss, und dass der Geschmack am Ende stimmt."
Energieverbrauch im Standby
Vollautomaten arbeiten unter anderem mit Durchlauferhitzern und Thermoblocks mit Ferritkern, die das Wasser nach dem Einschalten der Maschine konstant auf Temperatur halten. "So lange die Geräte nicht abgeschaltet werden, halten sie die Temperatur - und das über Stunden", weiß Pollak. Bei Maschinen mit Durchlauferhitzern wird zwar nur die Menge an Wasser aufgeheizt, die für den Kaffee benötigt wird, nur wenige Hersteller deklarieren allerdings das System, das sich in der Maschine befindet. "In dieser Hinsicht muss man sich schon ein wenig genauer mit dem Thema beschäftigen oder beim Kauf im Geschäft auf eine gute Fachkraft treffen."
Auch bei Siebträgermaschinen wird die Temperatur im verbauten Wasserkessel gehalten. "Da arbeitet die Maschine dann automatisch alle paar Minuten bis zu 30 Sekunden, um den Druck von einem Bar zu halten", so Pollak. Auch integrierte Tassenwärmer fressen auf Dauer viel Energie. "Das sind vielleicht nur 10 bis 15 Watt in der Stunde, aber wenn bei 20 Prozent der Haushalte an Tagen im Homeoffice sieben Stunden am Stück die Kaffeemaschine rennt, summiert sich das dennoch." Vor allem bei Milchkaffees seien die Tassenwärmer zudem nicht zwingend notwendig. "Sie sind vor allem für Ristretti und Espressi gedacht, da die geringe Menge an heißer Flüssigkeit das kalte Porzellan nicht ausreichend erwärmen kann und der Kaffee so schnell kalt wird."
Große Müllmengen
Im Gegensatz dazu sind Kapselsysteme schnell betriebsbereit und erhitzen immer nur kleine Mengen an Wasser. "Diese Maschinen haben auch keinen Standby-Betrieb und schalten sich nach kurzer Zeit einfach ab, wenn sie nicht verwendet werden", so der Experte. Dahingehend schneidet der beliebte Portionskaffee zwar hinsichtlich des Energieverbrauchs der Maschine gut ab, das wahre Problem liegt allerdings in den Kapseln.
Ausdrücklich gegen Kaffeekapseln spricht sich deshalb die Umweltberatung aus. "Ressourcen werden hier vielleicht nicht beim Kochen des Kaffees verschwendet, dafür verbraucht die Herstellung der Kapseln eine große Menge Energie und produziert zusätzlich unnötig viel Müll", sagt Michaela Knieli. Mehr als drei Milliarden Kaffeekapseln und damit 13.500 Tonnen Aluminium-, Plastik- und Papierabfälle verursachten Kapselsysteme 2019 allein in Deutschland, das eruierte die deutsche Umwelthilfe - Tendenz steigend.
Wiederverwendbare Kapseln
Sich eine neue Maschine anzuschaffen, um nachhaltiger Kaffee zu kochen, hält Knieli allerdings für nicht notwendig. "Prinzipiell macht es Sinn, Geräte so lange wie möglich zu benutzen. Man kann jedoch die Anwendung nachhaltig adaptieren", sagt sie. Unter anderem kann Energie eingespart werden, indem Kaffeemaschinen nur so lange laufen, wie sie auch benötigt werden, smarte Steckdosen und Abschaltautomatiken, die viele Maschinen bereits haben, können dabei helfen, sagt auch Pollak. Zudem lohne es sich, bei Filtermaschinen in Dauerfilter zu investieren und Portionsgrößen zu optimieren, ergänzt Knieli. "Wenn ich mit Filtermaschinen und Bialettis zu viel Kaffee mache und die Hälfte dann wegschütte, weil er kalt wurde, oder ihn in der Filtermaschine warm halte, ist das eine unnötige Verschwendung von Ressourcen."
Auch die Kapselindustrie entwickelt sich weiter. So bietet das Unternehmen Green Coffee aus Wiener Neustadt wiederverwendbare und waschbare Edelstahlkapseln für zahlreiche Kapselsysteme an. Auch das Vorarlberger Unternehmen Blue Circle Coffee hat heimkompostierbare Kapseln entwickelt, die sich binnen einem Jahr am Komposthaufen vollständig auflösen. Sie werden sowohl leer an Großkunden verkauft, als auch gemeinsam mit dem Unternehmen Amann Kaffee in Vorarlberg für kleinere Kunden abgefüllt. "Unsere Kapseln bestehen aus pflanzenbasiertem Kunststoff, der sich bei 20 bis 30 Grad graduell auflöst", so Blue Circle Coffee-Mitbegründer Julian Lehner, der kritisiert, dass Unternehmen häufig mit kompostierbaren Kapseln werben, obwohl sie für den Heimkompost ungeeignet sind. "Bei industriell kompostierbaren Biokunststoffen liegt die Temperatur bei 60 Grad, das kann am Heimkompost nie erreicht werden."
Müll vermeiden
Trotzdem sei industrielle Kompostierung dennoch umweltfreundlicher als herkömmliche Aluminiumkapseln. "Der Transportweg zu Recyclingzentren ist im Falle von Alu und Plastik oftmals deutlich länger als zu Kompostieranlagen", so Lehner. Zudem sei die tatsächliche Recyclingrate bei Aluminiumkapseln verschwindend gering, weiß Knieli. "Am Ende geht es darum, so viel Müll wie möglich zu vermeiden, Recycling ist dafür nicht der beste Weg", sagt sie. "Und wer beim Kaffeegenuss wirklich gute Entscheidungen für die Umwelt treffen will, setzt auch beim Kaffee selbst auf Bio- und Fair Trade-Produkte. Mit Bohnen und gemahlenem Kaffee spart man zusätzlich Geld, denn der Kilo-Preis der Portionskaffees ist extrem hoch."