Die Zeit geschnitzter Holzbretter, stocksteif gefrorener Lederstiefel, feucht-schwerer Filz- und Wollutensilien und filigraner Bambusstöcke ist längst vorbei. Heute gleichen Skifahrer wandelnden Kunststoffsäulen. Von Helm über Anorak, Hose und Skischuhe bis zu den Skiern wird eine Vielzahl von Kunststoffen zu hochfunktioneller Ausrüstung verarbeitet. Mittlerweile staffelt die Sportartikelindustrie aber wieder ein paar Meter zurück Richtung Umweltverträglichkeit.

So betreibt die italienische Tecnica-Nordica-Gruppe, zu der auch die österreichische Skimarke Blizzard gehört, seit einem Jahr ein Recyclingprojekt für Skischuhe. 4200 Paar gebrauchte Skischuhe wurden seither bereits zurückgenommen und wiederverwertet. Diese Menge soll heuer auf 10.000 Paar anwachsen und sich im dritten Jahr noch einmal verdoppeln.

Schuhe werden wieder in Einzelteile zerlegt

Tecnica sammelt die Altschuhe über den Handel ein, trennt den Innenschuh von der Schale und zerlegt die Teile in ihre einzelnen Kunststoff- und Metallteile – ein komplexes Verfahren. Ein handelsüblicher Skischuh besteht aus mehr als 120 Einzelkomponenten, darunter Plastikarten verschiedener Härtegrade und Mischungen. Sie werden sortenrein wiederverwertet. Ein finnisches Unternehmen füllt das gewonnene Granulat beispielsweise in seine (meist orangen) Matten, die an Pistenrändern für Sicherheit sorgen. Zum Einsatz kommen diese Matten im Weltcup und aktuell auf den WM-Pisten von Courchevel.

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Andere Teile landen wieder in der Produktion von Skischuhschalen, insgesamt bleiben so 90 Prozent des Materials im Kreislauf. Das System funktioniert aktuell nur mit den "hauseigenen" Skischuhen, da man bei Fremdmodellen die Zusammensetzung der Kunststoffe nicht kennt, die Rohstoffe damit inhomogener sind und so nur ein Downcycling möglich ist. Einem ähnlichen Prinzip folgt Scott bei Skibrillen: Alte werden eingesammelt und zu Rahmen und Bändern für neue Brillen wieder verarbeitet.

"Wenn wir den Kampf gegen den Klimawandel gewinnen wollen, müssen wir zusammenarbeiten und unser Wissen und unsere Innovationen teilen", drängt Tecnica-Projektmanager Maurizio Priano auf einen Schulterschluss in der Branche.

Hersteller-übergreifende Initiativen

Derartige Initiativen gibt es. Zuletzt haben sich neun Skihersteller zu einem Nachhaltigkeitsnetzwerk zusammengeschlossen. Ski-Recycling gestaltet sich aufgrund der Mischung aus Metallen, Glas- und Kohlefasern, Holz und Kunststoffteilen aber als besonders diffizil.

In der Produktion spannen sich die "grünen" Ambitionen von Tests mit nachhaltigeren Komponenten bis zu ersten Serienmodellen. So sucht man bei Atomic beispielsweise nach einem alternativen Harz, das das Zerlegen eines Skis erleichtert. Head hat in einem Skiprototyp einen wiederverwendbaren Verbundwerkstoff verbaut.

Einen Schwung weiter ist Rossignol: Mit dem "Essential" hat die französische Marke einen Ski am Markt, der zu 77 Prozent wiederverwertbar ist. Scott wiederum bietet ein Tourenski-Modell, bei dem der Kern des Skis aus zertifiziertem Pappelholz aus nachhaltiger europäischer Forstwirtschaft besteht. Als Dämpfungselement wird nicht Carbon verbaut, sondern Flachsfasern. Die Deckschicht besteht zur Hälfte aus einem biobasierten Rohstoff, der aus Rizinusbohnen gewonnen wird. Auch Salomon setzt auf Nachhaltigkeit und verwendet bei der Kernkonstruktion des Langlaufskimodells eSkin einen PET-Schaum aus recycelten Plastikflaschen.

Für diesen Kern werden pro Ski neun recycelte Plastikflaschen verwendet, die für 45 Prozent des Kerngewichts verantwortlich sind. In Sachen Haltbarkeit und Fahreigenschaften soll es gegenüber konventionellen Modellen keine Unterschiede geben.

Gänzlich auf Fiberglas verzichtet die finnische Skimanufaktur Pusu bei ihren handgefertigten Modellen und setzt stattdessen auf Holz, sowohl in der Innenkonstruktion als auch beim Furnier am Oberbelag. Das ehrgeizige Ziel: "Wir wollen den nachhaltigsten Ski der Welt bauen."