130 Liter. So viel Wasser verbraucht im Durchschnitt jede Österreicherin und jeder Österreicher pro Tag. Als Durstlöscher, zum Waschen, Kochen und Putzen im Haushalt oder zum Gießen im Garten oder auf dem Balkon. Der Verbrauch steigt allerdings drastisch, wenn man den Wasserbedarf für die Herstellung von Lebensmitteln und Produkten mit einrechnet, die wir alle täglich konsumieren.
Und zwar auf 4738 Liter „virtuelles Wasser“ pro Person und Tag – unser wahrer Wasserfußabdruck, der in den letzten Jahren gestiegen ist. Und auch weiter ansteigt, unter anderem wegen der Auswirkungen des Klimawandels: Für das Jahr 2050 rechnet man mit 5000 bis 5300 täglichen Litern pro Kopf.
„Die Produkte mit dem höchsten versteckten Wasserverbrauch in unserem Warenkorb sind Lebensmittel“, sagt Roman Neunteufel vom Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz an der Wiener Boku, der eine aktuelle Studie zum virtuellen Wasserverbrauch in Österreich gemacht hat.
4738 Liter: Drei Viertel dieser Menge entfallen auf Lebensmittel tierischen und pflanzlichen Ursprungs. „Pflanzen brauchen Wasser, um zu wachsen“, erklärt Neunteufel die Rechnung. „Nutztiere brauchen nicht nur Wasser, sondern auch Pflanzen, die sie fressen, deren Wachstum wiederum Wasser bedarf. Und die Tiere wachsen relativ langsam, vor allem Rinder.“
8300 Liter sind es pro Kilogramm Rindfleisch, das auf dem Griller landet, sofern es in Österreich hergestellt wurde. In einem Kilo Käse aus der Alpenrepublik verbergen sich immerhin 2350 Liter pro Kilo. Negativer Spitzenreiter in Bezug auf den versteckten Wasserverbrauch ist Kaffee: Alleine in einer Tasse Espresso „verdampfen“ 100 Liter virtuelles Wasser.
22 Prozent unseres Wasserfußabdrucks machen Produkte des Alltags wie Kleidung, Handy, Laptop oder das Auto aus. Sehr viel davon ist in Textilien verwoben: So stecken beispielsweise in einem T-Shirt aus Baumwolle 2729 Liter Wasser.
Wie viel virtuelles Wasser hinter einem Produkt steht, das kann je nach Herkunft wegen der klimatischen Bedingungen vor Ort und dem Herstellungsprozess sehr unterschiedlich ausfallen: „Unsere Berechnungen haben gezeigt, dass die in Österreich produzierten Güter im internationalen Vergleich hinsichtlich des Wasserfußabdrucks gut abschneiden“, sagt Neunteufel.
Seinen Verbrauch an virtuellem Wasser kann man also beim Einkaufen beeinflussen. „Für den Konsumenten ist der Wasserfußabdruck eines Produkts beim Kauf nicht ersichtlich“, sagt Neunteufel. Aber es gelten drei Grundregeln: Nur das kaufen, was man auch wirklich braucht und es möglichst lange nutzen. Am besten Dinge, die regional hergestellt wurden und im Fall von Lebensmitteln auch saisonal.
Ein klares Plädoyer für den durchdachten Einkaufszettel ist folgende Erkenntnis der Studie: 280 Liter Wasser pro Person und Tag könnten alleine dadurch eingespart werden, wenn man bedarfsgerechter einkauft und deshalb keine Lebensmittel mehr im Mülleimer landen würden.