Ob am Campingplatz, auf der Restaurantterrasse, am Wohnungsbalkon, im Garten oder auf der Wiese am See: Grillen gehört im Sommer zu den populärsten kulinarischen Versorgungsvarianten. Es ist Inbegriff geselliger Gemütlichkeit. Aber ist es auch nachhaltig? Kann man überhaupt klimafreundlich und umweltschonend grillen? Und wie schmeckt das dann?
Der Griller
In Sachen Grundausstattung läuft es in dieser Frage schnell auf ein Unentschieden hinaus. Egal, ob Kugel, Platte, Rost oder Betongestell: Für jeden Griller-Typ mussten Rohstoffe mit annähernd gleich hohem Energiebedarf verarbeitet werden. Für die Umwelt war das nie besonders schonend, die Unterschiede der Belastung sind für ein klares Ranking aber zu vernachlässigen – solange es sich nicht um einen billigen Einweggrill aus Aluminium und minderwertigen Bauteilen handelt, der nach einmaligem Gebrauch im Müll landet.
Kohle, Gas oder Elektro
Nach diesem Remis geht es in die Verlängerung. Und die führt umweglos in die zur Ideologie hochstilisierten Frage nach der besten Heizvariante: Gas? Strom? Holzkohle? Briketts? Geschmacklich schwören Puristen auf die Röstaromen, die durch offene Glut entstehen. Gasbefeuerung unter dem Rost liegt als anerkannte Alternative aber ungebremst im Trend. Elektrogriller? Dann lieber gleich auf den Herd in der Küche ausweichen.
In puncto Nachhaltigkeit wird es komplexer, da es um den Ursprung der Energiequellen geht. Der Strom aus der Steckdose kann aus nachhaltigen Energiequellen kommen, beim Gas geht das nicht, es hat den Malus des fossilen Brennstoffs.
Bei Holzkohle schlägt die ökologische Bilanz zunächst ins Plus, weil ein Baum im Laufe seines Lebens mehr CO2 aufnimmt, als bei Herstellung und Verpackung der Kohle emittiert wird. In weiterer Folge zahlt die Umwelt aber den Preis: Es beginnt beim Transport – die meiste Grillkohle wird importiert, ist teilweise ein Nebenprodukt von Rodungen für Plantagen und Viehzucht. Verschiedene Gütesiegel (FSC) garantieren diesbezüglich ein höheres Maß an Umweltverträglichkeit.
Es gibt aber auch Alternativen wie Kohle aus schnell nachwachsendem Bambus (wird geschnitten statt geschlägert, hat einen doppelt so hohen Brennwert wie gewöhnliche Holzkohle und verbrennt geschmacksneutral und rauchfrei). Große Hitze, wenig Rauch und umweltschonend – damit werben auch die Gründer des Tiroler Start-ups „Alpenkohle“. Es produziert Grillbriketts aus Hackgut aus den namensgebenden Alpen. Es wird also kein Baum extra gefällt, sondern Waldhackgut zu Kohle verfeuert (dabei entsteht Ökostrom) und später zu Briketts gepresst.
Das Grillgut
Entschieden wird das Match Ökologie versus Grillen aber im Elfmeterschießen, nämlich bei der Auswahl dessen, was auf den Griller gelegt wird. So hat eine Studie des TÜV Rheinland ergeben, dass 95 Prozent der anfallenden klimarelevanten Emissionen durch das Grillgut verursacht werden.
Klaus Höfler