Dem über Generationen allgegenwärtigen Plastiksackerl ging man hierzulande spät, aber doch an den Griff: Seit Jahresanfang dürfen nur noch lagernde Tragetaschen im Handel verkauft werden. Mit 2021 dürfen ausschließlich Sackerl, die biologisch vollständig abbaubar sind und aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, angeboten werden. So wichtig dieses Durchgreifen war: Diese Taschen mach(t)en nur zwei Prozent des gesamten Plastikmülls von 300.000 Tonnen jährlich aus.
Heute stellt Greenpeace zusammen mit der Arbeiterkammer, der WU Wien und dem österreichischen Ökologieinstitut eine große Studie zu einem weiteren Problemfeld vor: Es geht um die Reduktion von Getränke-Verpackungsmüll. Die Zahlen sind alarmierend: In den letzten zwei Jahrzehnten ist der Mehrweganteil in Österreich kontinuierlich von 80 Prozent in den 1990er-Jahren auf mickrige 18 Prozent gesunken. Nur 28 Prozent von knapp 45.000 Tonnen PET-Flaschen in diesem Land werden recycelt.
Grüne und ÖVP bekannten sich dazu, Mehrwegsysteme – also die Wiederverwendung von Verpackungen – ausbauen zu wollen. In den nächsten fünf Jahren sollen immerhin 20 Prozent an Plastikverpackungen eingespart werden. Was etwa bei Bierflaschen Usus ist, nämlich entleerte Pfandflaschen in das Geschäft zurückzubringen, soll wieder breitflächig in Mode kommen. Ein Produzent, der 2019 angekündigt hat, seine Einweg-Milchflaschen aus Glas 2020 gegen Mehrweg-Pfandflaschen auszutauschen, ist Berglandmilch: Bereits im Frühling soll es so weit sein, derzeit wird von Österreichs größtem Molkereiunternehmen noch eifrig an der dafür nötigen, aufwendigen Infrastruktur geschraubt.
Klar ist, dass Produzenten, Händler und Konsumenten hier gleichermaßen gefordert sind: Es geht um Veränderung am Markt und im Kopf – die Angebote des Getränkehandels müssen vom Kunden nämlich auch angenommen werden. Speziell bei Säften und Limonaden geht das Angebot derzeit gegen Null, zudem sind Mehrwegflaschen – sofern überhaupt verfügbar – oft auch noch schwer zu erkennen, kritisierte Greenpeace-Konsumexperte Herwig Schuster. Heute sollen in Wien jedenfalls zehn Empfehlungen präsentiert werden, um Schritt für Schritt von Wegwerf-Verpackungen auf umweltfreundliche Mehrwegsysteme umzustellen.
Die deutsche Bundesregierung setzt indes bei der Müllgesetzgebung an: Umweltministerin Svenja Schultze will verbieten, dass Versandhändler – allen voran Amazon – Retouren in den Müll schmeißen. Zu einem guten Teil noch fabriksneue, aber zurückgeschickte Produkte werden vernichtet: unfassbare Ressourcenverschwendung. Der vom Bundeskabinett beschlossene Entwurf für die "Neufassung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes" wird im nächsten Schritt den Bundestag beschäftigen. Hersteller sollen ihre Erzeugnisse so gestalten sollen, dass sie mehrfach verwendbar sind, schon die Produktion Abfälle vermeidet und die Produkte nach Gebrauch umweltverträglich beseitigt werden können. Synonym für diese "Produktverantwortung": Gewissen.