Schneekanonen brauchen Energie und erzeugen damit CO2 und andere erderwärmende Gase. Skifahren ist kein so klimafreundlicher Sport wie jene Sportarten, in denen reine Muskelkraft steckt. Aber wie schlimm ist es wirklich?
Fußabdruckrechner im Internet helfen beim Einordnen. Leider kamen erst wenige auf die Idee, solche Rechner für Urlaubsreisen anzubieten. Eine Ausnahme ist Christian Krotscheck: Der Verfahrenstechniker hat im Rahmen seiner Dissertation an der TU Graz schon in den 1990er-Jahren die Methodik für so einen Rechner entwickelt, dieser wird seither ständig aktualisiert. Auf www.fussabdrucksrechner.at lassen sich die Auswirkungen von Ski- und anderen Urlauben errechnen.
Eine Frage der Auswahl
Wir haben bei unseren Beispielen bewusst keine Extreme ausgerechnet, sondern einen „Durchschnitts-Skiurlaub“ („Familie Moser“) und eine Klimaschutz-Variante („Familie Klima“). Sie zeigen: Ja, man kann seinen Fußabdruck deutlich verkleinern. Es zeigt sich auch, dass neben der Mobilität die Unterkunftswahl ein großer „Brocken“ ist. Warum?
„Es ist ähnlich wie bei der Frage, ob man in einem Ein- oder Mehrfamilienhaus lebt: Es geht um den Raum pro Person, die Energieversorgung im Objekt, Ausstattung und vieles mehr“, erklärt Krotscheck. Dem Rechner sind Durchschnittswerte zugrunde gelegt. Natürlich macht es einen bedeutenden Unterschied, ob das Hotel einen Energiewert aus den 1980er-Jahren oder modernen Passivhausstandard hat, den der Rechner nicht abbildet. Aber die Tendenz ist erkennbar.
Mobilität
Zweiter großer Emittent, aber auch ein Punkt mit großem Sparpotenzial, ist die Mobilität. Bei unserem Beispiel mit Auto ist es mit vier Personen immerhin voll besetzt, was gut ist. Welchen Unterschied die Verkehrsmittelwahl ausmacht, zeigen auch Zahlen des Umweltbundesamtes: Pro Person und Kilometer werden mit einem Diesel-Pkw 143 Gramm CO2 ausgestoßen, mit dem Reisebus 43, mit dem Flugzeug (Inlandsflug) 730. Mit der Bahn nur 4 Gramm.
Funktioniert die Bahnanreise in den Skiurlaub aber auch in der Praxis? Nicht überall gleich gut, vielerorts aber auch sehr gut, wie zum Beispiel in der Ferienregion Hohe Salve in den Kitzbüheler Alpen: Dort wird der Urlaub mit öffentlichen Verkehrsmitteln seit Jahren forciert. Von Wien zum Beispiel kann man in fünf Stunden ohne Umsteigen anreisen. Die Gästekarte gilt als Fahrkarte für alle „Öffis“: 60 S-Bahnen verkehren täglich im Halbstundentakt und bleiben an 18 Stationen stehen, Busse und Ruftaxis können auch mit der Gästekarte genutzt werden.
Beim Skiurlaub reist man mit schwerem Gepäck. Das ist aber nicht zwangsläufig ein Argument fürs Auto: Viele wissen vielleicht gar nicht, dass etwa die ÖBB ihren Kunden Gepäcktransport von der Wohnungstür bis zum Hotel („Haus-Haus-Gepäck-Service“) anbietet. Innerhalb Österreichs kostet das 21 Euro pro Gepäckstück bis 30 Kilogramm.
Das Skigebiet
Das Skifahren selbst scheint bei unseren Beispielen als zweitgrößter CO2- Emittent auf. Aber auch da gibt es Unterschiede: So gibt es bereits Skigebiet, die ihren Strom per eigenem Wasserkraftwerk erzeugen. Auch wenn es kaum noch reine Naturschneegebiete gibt, lohnt es sich laut Christian Krotscheck ein „Schneeloch“ auszusuchen, weil dort eben weniger beschneit werden muss. Es ist nicht gesagt, dass Skifahren in einem Skigebiet mit Hunderten Pistenkilometern einen größeren Fußabdruck hinterlässt als in einem kleinen: „Im kleinen Skigebiet treibt vielleicht noch der Dieselmotor den Lift an. Entscheidend ist auch die Auslastung“, sagt Krotscheck.
Die Verpflegung
Wer darüber hinaus dem Klima nützen will, isst möglichst regional, saisonal und vegetarisch und greift zum Leihski: Beim Teilen der Ausrüstung ist der Fußabdruck geringer als beim Besitzen. Oder man fährt den eigenen Ski wirklich lang.
Die Frage, ob man im Tal statt in der Gipfelhütte zu Mittag essen sollte – schließlich müssen Nahrungsmittel erst auf den Berg transportiert werden und das kostet Energie – lässt den Experten Krotscheck schmunzeln: „Bei den üblichen Transportwegen kommt es darauf nicht an.“ Aber das sind alles schon kleine „Posten“ in der Gesamtrechnung.
Das ist die Bilanz
Wie ist der Fußabdruck des Skiurlaubs nun im „großen Ganzen“ einzuordnen? Zehn bis 12 Tonnen CO2 erzeugt der durchschnittliche westliche Lebensstil pro Jahr – um die Erderwärmung bei 2 Grad zu begrenzen, sollten es möglichst rasch nicht mehr als 1,5 bis 2 Tonnen jährlich sein. Die 146 bzw. 430 Kilogramm in unseren zwei Beispielen sind da natürlich nicht nichts – andererseits erzeugt ein gleich langer Kultururlaub zu zweit in Europa mit 2000 Flugkilometern (z.B. Wien–Paris) 880 kg.
Als klimabewusster Skiurlauber muss man also kein allzu schlechtes Gewissen haben. Übrigens: Kompensationszahlungen kann man nicht nur für Flüge leisten, um damit Klimaschutzprojekte zu unterstützen: Mehr Informationen dazu unter www.climateaustria.at oder www.atmosfair.de
Christof Domenig