Nach zwei Jahren Entwicklung veröffentlichte die damalige Google-Tochter Niantic im Herbst 2012 ein neuartiges Smartphone-Spiel: Ingress. Nur wer eine Einladung hatte, konnte das Spiel installieren. Das verstärkte den Hype zusätzlich. Doch was war das Besondere? Ingress war das erste Videospiel, das man nicht zu Hause auf der Couch spielte, sondern im Freien.
Die Geschichte ist der Stoff für einen Science-Fiction-Roman: Die Erde steht vor der Ankunft einer Transdimensionalen Spezies, den „Shapers“. Dafür wird die Erde mit „Exotic Matter“ überströmt, einer Substanz, die den menschlichen Geist beeinflussen kann. Der Ingress-Spieler muss sich nun entscheiden: Sieht er in den „Shapers“ eine freundliche Spezies, die der Menschheit zur Erleuchtung helfen wird, oder sieht er in ihnen feindliche Invasoren, die Kontrolle über den menschlichen Geist erlangen wollen. Er entscheidet sich für „Enlightened“ oder „Resistance“.
Im Spiel geht es nun darum, möglichst viele „Transdimensionale Portale“ für die eigene Seite zu erobern. Dazu muss man mit dem Smartphone vor Ort sein. Die Spieler selbst bestimmen, was ein „Portal“ sein soll. Jede Sehenswürdigkeit ist geeignet. So ist der Klagenfurter Lindwurm ebenso ein „Portal“ wie der „Stadtkern“ in der Grazer Burg. Täglich spielen weltweit rund 200 Millionen Menschen Ingress.
2015 hat Google Niantic ausgegliedert. Seitdem sucht das Unternehmen nach Partnern und hat einen in Nintendo gefunden. 30 Millionen US-Dollar investieren Nintendo und Google in die Entwicklung des Spiels Pokémon Go. Das Spiel greift auf die „Portale“ von Ingress zu. Dort können Spieler mit dem Smartphone Pokebälle sammeln oder in Arenen kämpfen.
Am 6. Juli wurde das Spiel in den USA, in Australien und Neuseeland freigegeben. Nach dem Start brachen die Server unter dem massiven Ansturm der Spieler zusammen. Niantic muss den offiziellen Europa-Start deshalb verschieben.
ROMAN VILGUT