Apple wird am heutigen Montag (ab 19.00 Uhr MESZ) neue Funktionen für seine iPhones und Mac-Computer vorstellen. Bei der Entwicklerkonferenz WWDC stehen traditionell die kommenden Versionen der Software für Apple-Geräte im Fokus.
Laut Medienberichten soll unter anderem die Sprach-Assistentin Siri verbessert werden und die Musik-App für das iPhone eine neue Bedienung bekommen. Google und Facebook hatten in den vergangenen Monaten bei ihren Entwicklerkonferenzen einen Schwerpunkt auf künstliche Intelligenz gesetzt und damit die Planke für Apple höher gelegt.
Stärkerer Druck - Google hat vorgelegt
Bei Apples WWDC geht es seit Jahren traditionell um die neuen Versionen der Software für iPhone, iPad und Mac. Doch diesmal (13. bis 17. Juni) wird es für den Konzern nicht so einfach, die Nutzer und Programmierer zu beeindrucken.
Wenn Apple die Entwickler zu seiner Konferenz WWDC ruft, lassen die sich nicht lange bitten. Die Tickets sind in Minuten ausverkauft. Und am kommenden Montag werden die Programmierer und Apple-Partner in langen Schlangen vor dem Bill Graham Civic Auditorium in San Francisco stehen, um die Keynote von Apple-Chef Tim Cook anzuhören. Doch Cook und sein Team stehen heuer unter stärkerem Druck als sonst, etwas Großes zu präsentieren.
Google und Facebook haben bei ihren Events in den vergangenen Monaten die Planke höhergelegt. Der Suchmaschinen-Konzern stellte eine Vision vor, wie künstliche Intelligenz den ganzen Alltag durchdringen soll, zum Beispiel über Lautsprecher, mit denen man sich unterhalten kann. Und das weltgrößte Online-Netzwerk öffnete seinen Kurzmitteilungsdienst Messenger für Chatbots, die im Auftrag von Firmen mit Verbrauchern kommunizieren sollen.
Auch wenn es bei den beiden Apple-Rivalen immer wieder hieß, Neues werde "später im Laufe des Jahres verfügbar sein" - für Apple wird es diesmal schwierig, das Publikum nur mit Updates der Betriebssysteme von iPhone und Mac zu begeistern. Gefragt ist eine große Vision für das Zusammenspiel von Geräten, Software und künstlicher Intelligenz.
Auch Amazon macht Druck
Neben Google und Facebook macht auch Amazon Druck: Der Online-Händler feiert in den USA Absatzerfolge mit seinem sprechenden vernetzten Lautsprecher Echo. Der heiße Trend ist, mit Technik immer mehr per Sprache zu kommunizieren, egal ob es darum geht, die Wettervorhersage zu erfahren, eine Einkaufsliste zu erstellen oder das Licht einzuschalten.
Apple war auf diesem Feld ein Pionier im Massenmarkt - schließlich kam die sprechende Assistentin Siri schon im Herbst 2011 in die iPhones. Und während Amazons Echo nur Englisch sprechen und verstehen kann, parliert Siri in 22 Sprachen, darunter Deutsch, Hebräisch und Finnisch. Doch Siri wird von Einschränkungen bei der Verknüpfung mit anderen Diensten zurückgehalten und versteht auch nicht immer, was man ihr sagt.
Jetzt soll laut Medienberichten eine neue, verbesserte Siri im Mittelpunkt der WWDC stehen, auch als Antwort an Google, Facebook und Amazon. So berichtete die Website "The Information", der Zugriff auf Siri solle für alle App-Entwickler geöffnet werden - ein wichtiger Schritt, um die Verwendung des Sprachassistenten im Alltag zu etablieren und ihn zu verbessern. Außerdem werde Siri schließlich auch im Mac einziehen, berichtete das gewöhnlich sehr gut informierte Blog "9to5Mac". Spekuliert wurde auch über Apples Überlegungen, auf Basis der TV-Box Apple TV ein eigenes Konkurrenzgerät zu den vernetzten Lautsprechern von Google und Facebook zu machen, doch dafür dürfte die WWDC noch zu früh kommen.
"Renovierung" von Apple Music
Dagegen soll den Berichten zufolge der vor rund einem Jahr gestartete Streaming-Musikdienst Apple Music jetzt massiv renoviert werden. Apple kommt nach jüngsten Zahlen aus dem Frühjahr auf rund 13 Millionen zahlende Abo-Kunden und wurde damit schnell zur klaren Nummer zwei in dem Geschäft. Der Marktführer Spotify hat aber mit über 30 Millionen Abonnenten immer noch deutlich mehr - und von Apple konnte angesichts der Zahl von 800 Millionen Nutzern seiner Geräte und Dienste ein noch schnelleres Wachstum erwartet werden, zumal es Apple Music auch für Android-Geräte gibt. Nun soll den Berichten zufolge die Bedienung der App verbessert werden, die einige Nutzer zu komplex und unlogisch fanden. Zudem beschwerten sich einige über Probleme bei der Verschmelzung ihrer Musik-Sammlungen in Apples iTunes mit dem neuen Cloud-Service.
Dienste werden als Geldquelle immer wichtiger für Apple. Der Konzern verdient einen Löwenanteil seines Geldes mit Hardware, also mit iPhone, iPad, der Apple Watch und dem Mac - und das wird auch so bleiben. Aber der Smartphone-Markt kühlt ab, die iPhone-Verkäufe dürften in diesem Jahr nach Schätzungen von Analysten erstmals seit dem Start 2007 sinken. Die Börse will entsprechend Fortschritte im Service-Geschäft sehen.
Der Bezahldienst Apple Pay soll nach Informationen des Technologieblogs "Recode" für Geschäfte im Web freigegeben werden und zuletzt wurde auch über einen baldigen Start in der Schweiz spekuliert. Der "9to5Mac"-Reporter Mark Gurman, der in den vergangenen Jahren frühzeitig über zahlreiche Apple-Neuerungen berichtete, hörte auch, dass der Konzern an Zahlungen zwischen Nutzern in seinem SMS-Ersatz iMessage arbeite. Die Seite "MacDailyNews", die bisher keine solche Trefferquote vorweisen kann, schrieb, Apple wolle iMessage auch auf Android-Geräten verfügbar machen. Bisher läuft der Dienst nur auf Apple-Geräten. Das hat allerdings auch etwas damit zu tun, dass der Konzern so lückenlos für Datensicherheit mit Verschlüsselung sorgen kann.
Abo-Modell im App Store
Eine große Ankündigung machte Apple bereits vor Beginn der WWDC. Im App Store sollen verstärkt Abo-Bezahlmodelle für Anwendungen ("Services") und Medien-Inhalte ("Content") zugelassen werden. Dabei wird der Konzern nach dem ersten Jahr nur noch 15 Prozent statt des üblichen Anteils von 30 Prozent vom Abo-Preis einbehalten. In der Ankündigung von Apple-Marketingchef Phil Schiller bei "The Verge" blieb allerdings unklar, welche Apps genau nun auf ein Abo-Modell umgestellt werden können - und welche nicht.
Wie immer die Details genau ausfallen werden: Der Schritt von Apple könnte das Geschäftsmodell bei Apps und Medien-Inhalten umkrempeln. Die Konkurrenz wollte Apple die Bühne nicht alleine überlassen und reagierte schnell auf den Vorstoß: Auch Google will nach "Recode"-Informationen in seiner Plattform auf 15 Prozent runtergehen - und zwar sogar ohne ein Jahr Wartezeit. Apple-Chef Tim Cook kann sich damit trösten, dass Google endlich mal wieder Apple kopiert.