Die Handhabe gilt bereits als gute Tradition. Seit Jahren mehrt sich die Anzahl der Pressekonferenzen, die bereits im Vorfeld der großen Mobilfunk-Konferenz "Mobile World Congress" stattfinden. Die listige Zielsetzung der Protagonisten: Noch bevor Konsumenten und Experten nach Barcelona blicken, sollen sie bereits über Barcelona reden. Weil Aufmerksamkeit in der Mobilfunkbranche als eines der kostbarsten – und teuersten – Güter gilt, wird Sonntagabend Samsung einen Tag vor dem offiziellen Messebeginn die Messe eröffnen. Vermutlich mit der Präsentation des neuen Smartphone-Flaggschiffs Galaxy S6.
Kampf um Anteile verschärft sich
Dass ausgerechnet der langjährige Marktführer in Barcelona vorprescht, überrascht nicht. Der Druck auf die Südkoreaner nahm zuletzt stark zu: Hauptkonkurrent Apple räumte mit den beiden Modellen seines iPhone 6 im Weihnachtsgeschäft bei Oberklasse-Geräten ab. Zugleich verdrängen chinesische Rivalen wie Xiaomi Samsung bei Einsteigersmartphones. Obwohl der Markt heute ein gigantischer ist – alleine im letzten Jahr wurden 1,3 Milliarden Smartphones verkauft –, spitzt sich der Kampf um Anteile zu. Auf der seit 1987 jährlich stattfindenden Branchenmesse, sie gilt als technologischer Wegweiser, wird die Anzahl an Produktpräsentationen immer dichter. 1800 Aussteller werden auf dem rund 200.000 Quadratmeter großen Messegelände um die Gunst von zumindest 85.000 Besuchern vor Ort und Millionen an den weltweiten Bildschirmen werben.
Neben Samsung und Sony wird wohl auch HTC seinen diesjährigen Smartphone-Hoffnungsträger One (M9) in Barcelona präsentieren. Neue Modelle werden weiters von Branchengrößen wie LG, Lenovo, Huawei oder ZTE erwartet. Einzig Apple wird auf der Messe – wieder einmal – offiziell nicht vertreten sein. "Wearables" und 5G Das Tempo der Branche bestimmt der Konzern aus Cupertino freilich auch ohne physische Präsenz mit. So werden wieder neue "Wearables", also Computer-Uhren wie die für 9. März angekündigte Apple Watch oder Fitness-Armbänder, und deren Anwendung die öffentliche Diskussion prägen.
Das Internet der Dinge
Zudem im Fokus: das "Internet der Dinge". Schon im vergangenen Jahr sorgte in Barcelona eine Zahnbürste mit Internet-Anbindung für Aufsehen, heuer werden noch viel mehr vernetzte Geräte bis hin zu Autos zu sehen sein. Für die zunehmende Vernetzung werden immer schnellere und leistungsfähigere Übertragungstechnologien gebraucht. In den Kongressräumen am Montjuïc, dem Hausberg der katalanischen Hauptstadt, steht dahin gehend erstmals die Mobilfunkgeneration "5G" im Rampenlicht.
Gleichzeitig sorgen die aufstrebenden mobilen Datendienste – deutsche Telekom-Unternehmen etwa machen damit bereits mehr Umsatz als mit Telefonie-Diensten – für neue Konfliktlinien. Die Mobilfunkbetreiber beschweren sich, dass Internet-Firmen wie Facebook, Google oder Netflix in den Netzen der Telekoms das große Geschäft machen, ohne zu den Milliardeninvestitionen in die Infrastruktur beizutragen. Deswegen wollen sich die Provider das Recht auf eine Vergebührung mancher Dienste einräumen. "Netzneutralität", also die Gleichbehandlung aller Online-Dienste, steht dem ideologisch gegenüber und ist aktuell eines der am heißesten diskutierten Schlagwörter. Weil die US-Telekommunikationsaufsicht FCC kostenpflichtigen Überholspuren im Internet erst diese Woche einen Riegel vorgeschoben hat, hat die Diskussion noch einmal an Fahrt aufgenommen.
"Das Internet ist das ultimative Werkzeug für die freie Meinungsäußerung", ließ FCC-Boss Tom Wheeler wissen. Zudem dürfe den Netzanbietern in keiner Weise die Funktion eines "Schleusenwärters" zufallen, der über die verfügbaren Netzinhalte entscheide. Umso spannender dürfte also in Barcelona das Aufeinandertreffen von Wheeler und den zahlreichen Mobilfunkern werden. Pikant ist in diesem Zusammenhang auch die Anwesenheit von Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der just bei den Netzanbietern für sein weltumspannendes Projekt Internet.org wirbt. 50 österreichische Firmen Auch die rot-weiß-rote Fahne wird in Barcelona ab morgen hochgehalten werden. Das Außenwirtschaftscenter verweist auf die Rekordbeteiligung von mehr als 50 heimischen