Deine gastronomische Zeit von Sturm und Drang hast du in der berühmten Cordobar in Berlin verbracht. Seit 2018 gehst du mit der Freundschaft, die du mit dem Salzburger Johannes Schellhorn führst, eigene Wege. Wie hat man als Betreiber einer In-Bar in Berlin noch Zeit für einen Podcast?
Die Idee kam während des Lockdowns von der Berliner Agentur Pleasure*. Ich habe damals gesagt, ich mache das sechs Monate, wenn es funktioniert, dann noch ein bisschen länger. Ja, und jetzt haben wir wöchentlich mehr als 20.000 Zuhörer. Die sechs Monate sind auch schon ein Zeiterl vorbei.
Wieso das?
Für guten Wein muss man eben ein wenig tiefer in die Taschen greifen. Handgefertigte, nachhaltig gewonnene Weine sind teurer als Industriewein. Sie bringen aber auch ein gänzlich anderes Erlebnis. Zum Ansaufen reicht der Spritzwein. Ich finde nur, lieber eine Flasche weniger trinken und dafür besser. Dann ist daran auch nichts Spießerhaftes mehr.
Genauso wenig wie an deinem Podcast?
Der Rapper Curly ist nicht umsonst mein Sidekick. Er stellt die Fragen, die sich Weininteressierte sonst nicht zu stellen trauen. Dabei gibt es keine dummen Fragen. Das ist eben aus der fälschlichen Idee geboren, dass Wein elitär ist. Ist er nicht, aber ein bisschen Wissen hilft, die guten Tropfen von den schlechten zu unterscheiden. Und ja, Wein hören ist für viele die Vorstufe dann auch zu uns in die Bar zu kommen, um guten Wein zu probieren.Sind denn da auch einige steirische Weine bei euch im Repertoire?
Natürlich. Ich finde, die steirischen Weine sind die fortschrittlichsten Österreichs. Früher hat man in der Steiermark versucht, die Loire in Frankreich mit ihren Sauvignon Blancs einzuholen. Dabei haben sie diese schon lange überholt. Es gibt eine ganze Riege an Winzern, die da Vollgas geben. Sehr oft jetzt in der nächsten Generation, die das Weingut von den Eltern übernommen hat. Die Eltern haben den steirischen Wein bekannt gemacht, saubere Tropfen gekeltert. Die Winzer, die jetzt am Ruder sind, zwischen 1980 und 1990 geboren, setzen in der Qualität noch einen drauf. Und diese Weine zählen zur Weltspitze.
Was soll man als Steirer also weintechnisch am besten unternehmen?
Am besten direkt zu den Winzern kosten fahren und natürlich zu uns in die Freundschaft in Berlin auf ein Gläschen vorbeischauen.
Nina Wessely