Mehr denn je wurde der Weingipfel am Freitag zum Nabel der Politwelt: So musste Kanzler Werner Faymann den Pogusch frühzeitig verlassen, weil er auf einen wichtigen Anruf François Hollandes in Sachen Griechenland wartete. Auch bei US-Botschafterin Alexa Wesner lag das Handy stets griffbereit: Sie erwartete eine Nachricht von US-Außenminister John Kerry, der sie über den aktuellen Stand in den Verhandlungen mit dem Iran informieren wollte: „Wenn er anruft, breche ich sofort auf.“
Valentin Inzko, Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina, war hingegen fast direkt aus Srebrenica angereist, wo er gemeinsam mit Bill Clinton am Vortag an der Gedenkfeier für die Opfer des Völkermords teilgenommen hatte. Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer schaute zwischen Besuchen in Asana und Belgrad vorbei – er macht ja die serbische Regierung EU-fit.
Die Politik war auf dem Pogusch so zahlreich wie nie vertreten: Neben Bundespräsident Heinz Fischer, Nationalratspräsidentin Doris Bures und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner erwiesen etliche Minister dem steirischen Wein die Ehre. Wobei Justizminister Wolfgang Brandstetter abstinent blieb: Der glühende Oldtimer-Fan ist im Training für die Ennstal Classic, die ja nächste Woche stattfindet.
Neben vielen Parteichefs (ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka: „Wir brauchen noch einen Termin für eine Nationalratssondersitzung, am besten fixieren wir diesen gleich hier und jetzt.“) waren mit Hermann Schützenhöfer (Steiermark), Erwin Pröll (Niederösterreich) und Peter Kaiser (Kärnten) gleich drei Landeshauptleute vertreten, dazu ein Gros der neuen steirischen Landesregierung.
Gesprächsthema unter den vielen Wirtschaftskapitänen – darunter WK-Präsident Christoph Leitl, Red-Bull-Chef Didi Mateschitz, Verbund-Vorstand Wolfgang Anzengruber, H&M-Chefin Claudia Oszwald, „Russian Machines“-CEO Siegfried Wolf oder Investor Rene Benko – war die drastische Verschärfung im Börsengesetz. Gar unter die „Jungunternehmer“ gegangen ist der gerade abgetretene Lotterien-Vorstand Friedrich Stickler: Er wagte mit 66 Jahren ein Start-up – bei dem es freilich um Lotterie geht. Jürgen Roth wurde beim Verkosten von einer Wespe gestochen, steckte das aber locker weg: „Ich bewege mich jetzt ja am Wiener Parkett, da bin ich hart im Nehmen“, lachte der neue Vize der Wirtschaftskammer Österreich. Mit einem Augenzwinkern schmunzelte Roth, dass es sich möglicherweise um eine „Arbeiterbiene“ gehandelt habe.
Abgesehen davon verlief das Nebeneinander von Tier und Mensch freundschaftlich. Da wurde auch Ö3-Wecker Robert Kratky zu Späßchen inspiriert: Als der prächtige Gockel zu krähen begann, pfauchte er: „Ruhe! Das ist mein Job!“
Speziell aus der Kultur waren zahlreiche Pogusch-Premierengäste gekommen, allen voran Oscar-Preisträger Michael Haneke, der sonst als Society-scheu gilt. Karikaturist Gerhard Haderer feierte ebenso seine Weinkost-Taufe wie Jedermann Cornelius Obonya, Burgschauspielerin Maria Happel und ihre Chefin Karin Bergmann, Sängerin Erika Pluhar, Kabarettist Gregor Seberg, Regisseur Thomas Roth, „Mountain Man“ Andreas Gabalier (er hatte seinen Urlaub am Wörthersee unterbrochen) und Bachmannpreis-Publikumsliebling Valerie Fritsch, die sich gerne viel Lob für ihr neues Buch gefallen ließ. Tobias Moretti reiste eigens aus der Provence an, wo er gerade unter der Regie von Martin Ku(s)ej in der „Entführung aus dem Serail“ gefeiert wird.
Ihre „Feuertaufe“ am Pogusch bestanden auch Olympiasieger Matthias Mayer, Tennislegende Ion Tiriac und „Koch des Jahres“ Richard Rauch.