Wie sagte Geologe Ingomar Fritz vom Universalmuseum Joanneum Graz einst so schön? „Geologie ist die Basis für fast alles. Sie definiert unsere Landschaft, wo unsere Städte stehen, die Verkehrswege verlaufen und eben auch wie der Wein schmeckt!“ Kein Wunder, dass der Experte nach eigenen Angaben vulkanophil ist. Und genau deshalb auch in regelmäßigen Abständen von Winzer Stefan Krispel konsultiert wird.
„Wir wollen Wein machen, der das Terroir des Vulkanlands bestmöglich auf den Gaumen bringt. Daher muss man sich mit der Geschichte dieser Region auch intensiv beschäftigen“, sagt Krispel. „Vor 16 Millionen Jahren ist hier ein mächtiger Vulkan mit 30 Kilometern Durchmesser entstanden. Seine Spitze ragt heute noch in Form der Gleichenberger Kogel aus der Landschaft“, erklärt der in Neusetz bei Straden lebende Weinmacher.
Video - Mit Stefan Krispel den Basalt verkosten
Um diese Kogel herum war Meer. Danach Sumpflandschaften, die dann von der zweiten vulkanischen Phase vor etwa vier Millionen Jahren neuerlich erschüttert wurden. 1200 Grad heiße Lava brach aus dem Erdmantel hervor und hat ihre Spuren hinterlassen. „Eine Tatsache, die vor allem hier bei unserem nahegelegenen Steinbruch der Gebrüder Appel klar und deutlich wird.“ Dort dreht sich alles um ein Gestein, das in der Region allgegenwärtig ist: Basalt. Er ist dicht, dunkel und hat Einschlüsse von Mineralien wie Eisen oder Magnesium. Wie ein Band zieht er sich durch die Landschaft und formt damit die Menschen und das, was sie hervorbringen.
„Um deutlich zu machen, wie sich unser Boden und das Gestein auf das, was wir produzieren auswirkt, verkosten wir deshalb heute ganz einfach einmal Wasser“, schlägt Krispel vor. Und tatsächlich: Schnell wird klar, dieses Wasser, aus dem wenige Kilometer entfernten Johannisbrunnen, ist anders. Calcium, Magnesium, Natrium, Eisen und Hydrogencarbonat hinterlassen ihre Spuren. Spuren, die auch im Wein zu schmecken sind.
Fakt ist, dass die in den verschiedenen Erdzeitaltern entwickelten Böden durch ihre ganz eigene Entstehungsgeschichte und die heutige Bewirtschaftung geprägt sind. Und die Rebe, die den Gegebenheiten entsprechend ihre Bedürfnisse erfüllen kann, letztendlich das sogenannte „Terroir“ widerspiegelt. Jede Rebsorte hat dabei ihren eigenen Charakter. Findet sie aufgrund der örtlichen Gegebenheiten alles, was sie für ein gutes Wachstum braucht, in ausreichender Menge vor, kann sie ihre Charakterstärken voll ausspielen. Der Einfluss des Menschen ist dabei essenziell und muss daher dringend in den Begriff „Terroir“ miteinfließen. Um der großen Bedeutung der Region und ihrer Geologie ein vinophiles Denkmal zu setzen, hat Krispel deshalb den Wein „B1“ gekeltert. Eine Cuvée aus Sauvignon Blanc, Grauburgunder und Weißburgunder aus den besten Lagen, die in Basalt-Steintrögen reifen. „Kein anderer Wein macht meiner Meinung nach deutlicher, wo dieses Weingut seine Wurzeln hat“, schildert Krispel.