Namen hat er viele. Klevner, Pinot Bianco, Pinot Blanc oder Weißer Burgunder. Auf alle Fälle ist er das jüngste Familienmitglied der Burgunderfamilie. Nachvollziehbar, ohne Allüren und dennoch facettenreich. Wie fast alle Arten der Burgunderfamilie sind die Ansprüche dieser Rebsorte an den Boden und das Klima recht hoch.
Um also einen würdigen Vertreter zu besprechen, begibt sich Sommelier René Kollegger zur Riede Annaberg im steirischen Vulkanland. Sie zählt zu den besten Lagen in dieser Region. Aus alten Reben bringt Winzer Josef Scharl hier die ganze Mineralität in diesen Weißburgunder. „Zuerst ist hier Traminer gestanden. Der hat aber nicht hierher gepasst. Schon mein Vater war der Meinung, dass hier ein Burgunder wachsen muss. Klevner haben sie früher gesagt. Weil da ist Kalk und Klevner gehört auf Kalk“, erzählt Scharl.
Video - Zu Gast bei Winzer Josef Scharl
Seit 30 Jahren wird jetzt also direkt unter der Kirche in St. Anna Weißburgunder kultiviert. Und der Sommelier zeigt sich begeistert: „Diese Kalk-Aromatik, diese Engmaschigkeit, diese Filigranität und auch die Säure ist etwas irrsinnig Lebendiges. Das bringt vor allem Kalkboden mit und hier herrscht das pure Leben!“ Da sind Gräser, das sind Tiere. „In diesem Weingarten ist eine eigene Energie zu finden. Und in meinem Verständnis ist es das Wichtigste, die Energie vom Weingarten auch in die Traube und in die Flasche zu bringen“, verdeutlicht Kollegger.
Wichtig ist natürlich, wie man den Weingarten das ganze Jahr hindurch betreut. „Wir wipfeln (Ausdruck für das Kappen der Triebe etwas oberhalb des Drahtrahmens) nicht, wir wickeln mehrfach um den obersten Draht des Rahmens. Es wird nur ganz wenig freigestellt und die physiologische Reife muss natürlich gegeben sein“, erklärt Scharl. Ein zu hoher Zuckergehalt ist nicht erwünscht. „Wenn die Traubenkerne braun werden oder durchgefärbt sind, dann ernten wir sie.“
Die Burgunder-Sorten werden bei Scharl alle in Kisten gelesen, als ganze Trauben gepresst und dann direkt ins Holzfass gefüllt. Vergoren und mindestens 12 bis 15 Monate auf der Vollhefe gelassen. „Das ist die große Kunst. Das man wenig eingreift. Nur dann, wenn es wirklich notwendig ist“, erklärt der Winzer seinen Zugang. Dafür braucht es einen vitalen Boden, einen gesunden Boden und dann sei man nur noch Begleiter.
Aber ist der Weißburgunder nicht auch ein bisschen Divenhaft? „Ja, er ist auch sehr dünnschalig und braucht auch ein bisschen mehr Pflege als andere Rebsorten“, erläutert Scharl. Das Ziel des Winzers bei den ersten großen Lagen: Finesse. Feinheit im Wein. Er soll einen langen Abgang haben, aber nicht fett und opulent sein. Der Sommelier beschreibt das dann so: „Er hat auch nach hinten raus diese Spannung, dieses Mineralische. Was mir immer beim Annaberg gefällt, ganz zum Schluss kommt da dieses leichte Nugat und das bring ihm ein bisschen mehr Charme und das ist auch das, was den Annaberg ausmacht.“
Das Fazit des Experten: Ein fantastischer Vertreter dieser Herkunft. Da sieht man wie Weißburgunder mit dem richtigen Boden und dem richtigen Winzer funktionieren kann.