Altes Wissen wiederentdecken und damit besonders zukunftstauglich sein. Klingt nach einem Widerspruch? Nicht im Ennstal. Schon während des Ersten Weltkrieges waren sie weit verbreitet. Auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg waren sie in Mode: sogenannte Kochkisten.
Gleich nachkochen!
Und genau mit diesen arbeitet Agnes Lemmerer. Ihr Gäste- und Seminarhaus Sölkstub’n liegt in Mössna in der steirischen Region Schladming-Dachstein. Das Prinzip der Kochkiste ist so logisch wie einfach, deshalb wundert man sich, wie sie überhaupt in Vergessenheit geraten konnte. "Man erhitzt das jeweilige Gericht mit dem Kochtopf am Herd, verschließt den Topf gut mit einem Deckel und stellt diesen dann in die Kochkiste", erklärt Köchin Lemmerer.
Nur durch die jetzt bereits vorhandene Wärme der Speise, die fest verschlossen in der Kiste bleibt, garen die Gerichte weiter. "Und das ganz schonend, ohne Strom und ohne weiteren Aufwand", zeigt sich Lemmerer nach wie vor begeistert.
Sie lehrt diese traditionelle Kochform seit vielen Jahren. In der Kochkiste können verschiedenste Speisen gegart werden: von Suppen, über Kartoffeln, Getreide und Reis bis hin zu Knödeln, Gulasch oder Eintöpfen. Je nach Gericht sind natürlich die Zeiten, wie lange auf dem Herd vorgekocht wird, unterschiedlich.
Auch Wild funktioniert in der Kochkiste
Selbst Süßes gelingt ganz leicht
Seit etwa einem Jahr arbeitet Lemmerer auch mit Mario Mörschbacher zusammen. Der Tischler aus Tunzendorf ist nur etwa 15 Autominuten entfernt und hat die Kochkiste als "CookBox" weiterentwickelt. "Ich fertige die Kiste aus Massivholz und mittels Holzfachwerksverbindungen metallfrei an", erklärt der Ennstaler.Alle konstruktiven und wärmedämmenden Hölzer stammen aus der Region. "Und sollte die Kochkiste am Ende eines langen Lebens doch entsorgt werden müssen, kann sie auch verheizt werden. Der ökologische Fußabdruck ist also gleich null", macht Mörschbacher auf die Nachhaltigkeit des Produkts aufmerksam.Wenn man die Speisen kurz aufkocht und dann Topf samt Deckel in die Kochkiste stellt, halten sie über mehrere Stunden eine Temperatur von etwa 80 °C, wobei die Gardauer je nach Gericht variiert. Wichtig ist, die Kochtöpfe nur bis zu ¾ der Höhe anzufüllen und mit umgedrehten Deckel zu verschließen. Und der Vorteil für alle Küchenchaoten ist, dass so auch nichts anbrennen kann.