Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, wie ein Lebensmittel zum „Superfood“ wird? Geht es nach Ernährungswissenschaftlerin und Foodtrend-Forscherin Hanni Rützler, entstehen solche Hypes dadurch, dass wir im Lebensmittelüberfluss auf der Suche nach etwas Besonderem sind.

Nun kann man von den verschiedensten Trends der letzten Jahre halten, was man will. Solange sich Menschen dadurch besser ernähren, ist meiner Ansicht nach alles ok. Ist doch spitze, wenn eine gesunde, biologische Art von Essen wieder groß im Kommen ist. Und Fleisch mehr und mehr in den Hintergrund tritt und Platz für pflanzenbasierte Nahrungsmittel macht.
Diese Superfood-Karriereleiter steil empor gestiegen sind in den letzten Jahren auch extrem aromatische bunte Knollen. Süßkartoffel-Pommes gehören in der Foodie-Szene mittlerweile genauso dazu wie Pulled-Pork-Burger und frisch gepresste Säfte. Quasi vom Geheimtipp ambitionierter Gemüsetandler über den Foodtruck-Trend zum Pommes-frites-Star bis hin zum beliebtesten Gemüse der neuen Veggie-Bewegung.

Nuart mariniert die Süßkartoffel mit einer Miso-Butter und schiebt sie danach in den Ofen
Nuart mariniert die Süßkartoffel mit einer Miso-Butter und schiebt sie danach in den Ofen © Juergen Fuchs

Ähnlich rasant wie der Hype um die Süßkartoffel hat sich auch das ursprünglich als Pop-up geplante „Bär und Schaf Wirtschaft“ in Völkermarkt entwickelt. Martin Nuart und Philipp Medwed sind im Juni in das Gasthaus Prinz Johann eingezogen. Als „Two-men-show“ wollten die beiden ursprünglich nur den Sommer hindurch in den ehrwürdigen Gemäuern aufkochen. Aufgrund des großen Erfolgs haben sie mit kurzer Pause bis Jahresende verlängert. Und wie uns exklusiv verraten wurde, können sich die Gäste der beiden freuen, denn es wurde jetzt ein Pachtvertrag auf ganze vier Jahre unterschrieben.„Alte Teller, junge Küche, viel Wein“ – so nennen die beiden ihr Konzept. In puncto Rohstoffe haben „Bär und Schaf“ die besten Voraussetzungen: Auf dem elterlichen Biohof Hafner finden sie die besten Schafmilch- und Schaffleischprodukte, im hofeigenen Garten das Gemüse und in der schwesterlichen Landwirtschaft wird das Brot gebacken. Lieferanten aus dem nahen Umkreis bevorzugt. Und von denen nur beste Produkte, wie eben auch Süßkartoffeln.

Süßkartoffeln: Egal ob als knusprige Pommes, cremige Suppe oder würzig gefüllt aus dem Ofen – die trendigen Knollen sind in aller Munde.
Süßkartoffeln: Egal ob als knusprige Pommes, cremige Suppe oder würzig gefüllt aus dem Ofen – die trendigen Knollen sind in aller Munde. © Juergen Fuchs

Küchenchef Martin Nuart bezieht die feinen Knollen von „Saat & Tat“ bei Bleiburg und erklärt: „Sie ähneln den Erdäpfeln zwar optisch, sind aber eine völlig andere Pflanze.“ Süßkartoffeln werden auch Bataten genannt, gehören zu den so genannten Windengewächsen und bilden meterlange Ranken. Der Name „Kartoffel“ und dass sie unter der Erde wachsen, sind aber auch schon die einzigen Parallelen zwischen den beiden Knollengewächsen.„Beide werden zwar ähnlich zubereitet, der Geschmack unterscheidet sich jedoch wie Tag und Nacht. Süß ist die Süßkartoffel nämlich wirklich“, macht Nuart deutlich. Das verdankt sie dem hohen Stärkegehalt. Geschmacklich ähnelt sie eher Hokkaido, Butternuss und anderen Kürbissorten, als den klassischen Erdäpfeln. Und zugegeben, Schönheiten sind sie nicht gerade. Aber dafür haben Süßkartoffeln andere Vorzüge. Die cremige Konsistenz und die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der gesunden Knollen machen sie zum vielleicht spannendsten aller Wintergemüse.

Deswegen versucht Nuart den Geschmack auch so pur wie möglich zu halten. Die Süßkartoffel wird bei seinem Rezept mehr oder weniger nur in einer Misomarinade im Ofen geschmort und danach mit wenigen aromatischen Komponenten kombiniert. „Der tolle Geschmack soll so wenig wie möglich verfälscht werden.“