Grado ist so etwas wie die Sehnsuchtsdestination vieler Kärntner. Der 8000-Einwohner-Ort ist das naheste Ziel an der Oberen Adria und im Gegensatz zu anderen Badeorten auch in der Nebensaison beliebtes Ausflugsziel, wenn die Wetter-Vorhersage nicht ein Italien-Tief im Angebot hat. Grados Vorteil: Es ist auch in der Nebensaison ein lebendiger Ort, mit vielen geöffneten Lokalen, sogar einige Hotels sind ganzjährig verfügbar.
Die Nähe – von Klagenfurt sind es inklusive Kaffeepause etwa zweieinhalb Stunden – macht Grado auch zum Ziel für Tagesausflüge. Die sind oft kulinarischer Natur, denn dank vieler aktiver Fischerboote stehen hier in den meisten Restaurants Fisch und Meeresfrüchte auf den Karten obenauf. Und: Das Fangangebot ist jetzt deutlich interessanter als im Sommer, in dem auch die anspruchsvollere Fischpopulation anscheinend Urlaub macht.
Wo essen? Da hat wohl jeder Grado-Kenner persönliche Tipps. Etwa das Ai Ciodi auf der Isola di Anfora in der Lagune, dieses macht allerdings bald Winterferien. Viele Kärntner schwören auf die klassisch gute Trattoria De Toni im Zentrum, der Osterie-Führer empfiehlt das Zero Miglia neben der Fischcooperative, hier wird kreativer gekocht. Das Zero Miglia liegt romantisch am Kanal mit den Fischerbooten – ein paar Schritte zentrumwärts gibt es mit der Trattoria Al Pescatore ein zweites, sehr klassisches Fischrestaurant in bester Lage an der Hafeneinfahrt. Die Vorspeisen- und Primi-Liste ist lang – am besten startet man mit dem Antipasto Misto Freddo, der gemischten kalten Fischvorspeise. Die ist üppigst portioniert, Jakobsmuschel, Heuschreckenkrebs, Gamberi, Tintenfischsalat, marinierter Fisch – ein ordentlicher Querschnitt der Vorspeisen. Einfach und gut. Loben muss man auch den gemischten Salat, frisch und bunt, zum selber Abmachen, wie in Italien üblich.
Auch die Spaghetti Vongole (Venusmuscheln) sind klassisch, ohne Pipapo, aber herrlich frisch und würzig. Top ist das saftig-krosse Fritto Misto (Calamari, Gamberi, kleine Fischchen, grobe Polenta), original auf Packpapier serviert. Den Grado-typischen Fischeintopf Boreto gibt es natürlich auch, der kommt beim nächsten Besuch dran. Tiramisu geht aber immer – das ist hier super cremig mit schönen Kaffee-Aromen. Und der Hauswein? Süffig, wie fast überall in Friaul.
H. & M. Grötschnig