Es gehört eine große Portion Mut, innere Überzeugungskraft und eine gewisse jugendliche Unbekümmertheit dazu, um einen gutdotierten, anspruchsvollen Job mit vielversprechenden Karriereperspektiven gegen die Unsicherheit, sich als selbständiger Unternehmer zu versuchen, einzutauschen. Matthias Wiesenhofer aus Pöllau hat diesen Sprung ins kalte Wasser ohne Wenn und Aber gewagt.

Gaumenfreuden

Nach Abschluss seines Studiums an der Wirtschaftsuniversität in Wien begann er als Wirtschaftsprüfer und Steuerberaterspirant in einer renommierten Wiener Kanzlei zu arbeiten. Der Anfangsdreißiger hatte es firmenintern bereits in eine gehobene Position geschafft, als er im Vorjahr kündigte.

Und das ohne jegliche Rückkehrgarantie. Nicht, dass er die Freude an seiner verantwortungsvollen Arbeit verloren gehabt hätte, sondern er wollte gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin Melanie Zanter, einer Juristin aus Hamburg, beruflich neu durchstarten. Dafür ließ auch sie ihr hochwassersicheres Angestelltenverhältnis sausen.

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Der beidseitigen Entscheidung, der Bundeshauptstadt den Rücken zu kehren und in Pöllau quasi beim Punkt Null mit der Produktion von Bio-Aufstrichen und Pasteten zu beginnen, ging ein längerer innerer Läuterungsprozess voraus. Auslöser dafür war eine TV-Dokumentation über Naturschutz und nachhaltiges Leben. „Als ich gehört habe, dass durch die globale Nutztierhaltung mehr Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen als durch den gesamten Verkehr, hat es bei mir klick gemacht“, erzählt Zanter. „Bis dahin haben wir beide liebend gern Steaks gegessen“, fügt Wiesenhofer hinzu. Damit war fortan Schluss.

Ohne Fleisch kein Preis

Zuerst wurden sämtliche Fleischgerichte von ihrem Speiseplan gestrichen. Als nächster Schritt folgte die Hinwendung zu einer veganen Lebensweise. Man verzichtete, um aktiv etwas für den Tier- und Klimaschutz beizutragen, auf sämtliche tierische Produkte.

Ihre löbliche Lebensphilosophie ließen Zanter und Wiesenhofer, Absolvent der HBLA Oberwart, in das von ihnen gegründete Unternehmen, das sieGoldblatt nannten, einfließen. Nach etwas mehr als einem Jahr Vorlaufzeit erfolgte vor kurzem der Markteintritt mit acht verschiedenen Aufstrich- und Pastetensorten. Für jede einzelne wählten sie einen originellen Namen. So heißt eine „Schwein g`habt“. Irrtum zu glauben, dass das Borstenvieh seinen Rüssel in dieses Glas gesteckt hätte.

Was sich wie die klassische „Bratlfettn“ am Gaumen anfühlt, ist ein kulinarischer Feingenuss, bestehend aus hochwertigem pflanzlichen Fett vermischt mit Zwiebeln, Salz, Knoblauch, Gewürzen und Kräutern. Ihr „Feldlax“ stammt aus keiner Lachsfarm und für ihre „Schnattergans“ wurden keine Gänse durch Zwangsernährung malträtiert. Das Schöne daran: man kann sich ohne Gewissensbisse den Gaumenfreuden hingeben.

Zu kaufen gibt es die „Goldblatt“-Delikatessen in Bioläden zwischen Graz und Wien, im Spar-Supermarkt in Pöllau und online unter www.goldblatt.at. Zanter und Wiesenhofer  haben auch eine karitative Schlagseite: 10 Prozent des Verkaufserlöses wollen sie an NGOS spenden. Ihr Motto „Iss nachhaltig“ sei ein Versprechen an die Zukunft.