Wenn zwei Brüder zwei Schwestern kennenlernen und die junge Generation eng im Weinbau zusammenarbeitet, dann ist das in dem Fall ganz „gross-artig“. Denn die Winzer-Brüder Johannes und Michael Gross heirateten die Schwestern Martina und Maria – ihre Kräfte bündeln sie im spannenden Label „Gross & Gross“. Aber der Reihe nach.
Seit mehr als 110 Jahren wird am Nussberg schon Wein angebaut, 1984 übernahm Alois Grossdas Weingut von seinem Vater, experimentierte, baute es unermüdlich aus, setzte kompromisslos auf Qualität und zählt zu den großen Vordenkern im südsteirischen Weinbau. Seit 2006 zeichnet sein Sohn Johannes für den Keller verantwortlich und prägt seitdem den Stil der Gross-Weine. Auch er kennt den Nussberg wie seine Westentasche – ebenso wie sein Bruder Michael.
Zehn Jahre lang entwickelten die beiden nun – gemeinsam mit ihren Frauen – das weiter, was Generationen vor ihnen aufgebaut hatten. „Unserer Überzeugung nach ist Handarbeit die Grundlage dafür, um Weine zu machen, die nach dem Ort schmecken, an dem sie wachsen“, betont Johannes Gross. So verfolgt man im Wesentlichen ein Ziel, „die Identität, den Kern des Weinguts noch stärker nach außen zu tragen und unseren feinen Weinstil weiter herauszuarbeiten“.
Betritt man das Weingut, fällt der Blick auf das gläserne Archiv, in dem Tausende Flaschen reifen, bis ihre Zeit gekommen ist. Auch Weinreifung und Archiv werden künftig eine zentrale Rolle in der Arbeit von Martina und Johannes Gross spielen.
Ungeschönte Weine
Nicht genug damit. Bereits 2005 hatte man begonnen, die steilen Rebflächen in der Region Haloze, südlich der Stadt Ptuj in Slowenien, zu erwerben. Furmint und Sauvignon blanc wurzeln dort in kalkreichem kargen Boden. Jahrelang pflegte man die Terrassenweingärten von Hand, versuchte sich im unterschiedlichen Ausbau.
Und obwohl das von Alpen und Adria beeinflusste Klima teils rau und unberechenbar ist, schafften es Maria und Michael Gross schließlich sogar, die Weingärten biologisch zu bewirtschaften. Die Weine von Vino Gross in Slowenien vergären spontan – ohne künstliche Hefe – und reifen lange im Holzfass. Weine ohne Schönung und Filtration – ein spannendes Projekt, eine Tafel, die neu beschrieben werden will.
Gerade das reizte das Winzerehepaar so sehr, dass es nun den nächsten großen Schritt wagt und den Lebensmittelpunkt in den nächsten zwei Jahren gleich gänzlich nach Slowenien verlegt.
Die gemeinsamen Kräfte von Maria, Martina, Michael und Johannes bündeln sich im Projekt „Gross & Gross“, einer Spielwiese für hochwertige Weine, „die im Geist der Zeit liegen“. Oder diesem gar ein Stück voraus sind.
Birgit Pichler