Kaum vorstellbar, dass die sanfte Hügellandschaft rund um Bad Gleichenberg einmal eine brandgefährliche, lebensfeindliche Gegend war. Millionen Jahre nachdem sich das Urmeer aus dem Landstrich zurückgezogen hatte, brodelte es im heutigen Vulkanland in der Steiermark. Wie in Mordor vor dem Untergang in der fiktiven Welt von „Herr der Ringe“.
Lavaströme wälzten sich bergab, Tonnen von Asche wurden durch die Luft geschleudert – die Vulkane formten die Landschaft und hinterließen Böden, die sich heute unter anderem im Weinbau als Glück erweisen. Teils sind sie lehmschwer, tonhaltig, speichern eine Menge Wasser, teils luftig, von Sand und Schotter durchzogen. All das prägt den Wein aus dem Land der erloschenen Vulkankegel.
Es ist heißer, trockener
Auch der Einfluss des pannonischen Klimas unterscheidet das Vulkanland von anderen Weinbaugebieten wie der Südsteiermark. Es ist eine Spur heißer, trockener, „das schlägt sich in längeren Reifephasen nieder“, sagt Franz J. Hutter. Im Familienweingut Hutter bei Feldbach wird naturnah und nachhaltig gearbeitet. Seit zehn Jahren verwendet der Winzer keinen Mineraldünger mehr („Die Natur macht das besser“), nur noch Kompost, um eine lockere Humusschicht aufzubauen.
Eine Schicht voller Leben, von Pflanzenwurzeln durchdrungen, die winzig kleine Hohlräume in der Erde hinterlassen, in die wiederum das Wasser eindringen kann. Man müsse „die Rebe in Ruhe lassen und die vielen kleinen Lebewesen arbeiten lassen“, betont der Weinbauer, der auch auf Piwi-Sorten, pilzresistente Rebsorten, setzt.
Die Eruptionswinzer
Franz J. Hutter ist einer der Eruptionswinzer. Sechs Winzer stecken hinter der Vereinigung, sie alle bringen eigene, charaktervolle Weine auf den Markt. Ihre Kräfte bündeln sie zum einen in der prickelnden, preisgekrönten „Eruption Brut“, zum anderen in Sachen Weiterbildung und Vermarktung.
Auch Rupert Ulrich zählt zur Vereinigung der Eruptionswinzer. In der dritten Generation bewirtschaftet seine Familie nun mehr als zehn Hektar Weingärten in Sankt Anna am Aigen. Die höchste Riede mit dem Namen Hochstraden liegt auf rund 600 Meter Seehöhe. Auch im Weinhof Ulrich wird naturnah gearbeitet.
Derzeit ist man von früh bis spät in den Weingärten, wie Jungwinzer David Ulrich erzählt. „Momentan beginnt der Austrieb, das sogenannte Knospenschwellen.“ Der Chardonnay zeigt schon erste Blätter. Frostige Temperaturen – wie vor wenigen Tagen, als sich auch ein wenig Schnee auf die Reben legte – sind ab sofort unerwünscht.
Um die Weine verkosten zu können, muss man sich nicht ins Vulkanland aufmachen. Die Winzer stellen ihre persönliche Auswahl zu Ab-Hof-Preisen unter kleine.at/shop zur Verfügung.
Birgit Pichler