Kindern über spielerisches Erkunden, persönliches Probieren und sinnliche Eindrücke Lebensmittel erfahrbar machen, und somit Selbstermächtigung im Umgang mit der Lebensgrundlage ist das Ziel des Wiener Tafel-, Geruchs- und Geschmackslabors.
Auch heuer stellt sich Österreichs älteste Tafelorganisation der Herausforderung, im Rahmen der Kinderuni am 13. und 14. Juli in Wien den jungen Studierenden Lebensmittel auf spannende und unterhaltsame Weise interaktiv als wertvolle Ressource näher zu bringen und ihre Kompetenz im Umgang mit ihrer Nahrung zu steigern.
Ein besonderer Fokus wird dabei auch auf das richtige und sinnvolle Interpretieren von Produktinformationen gelegt: Was sagt das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) über die Qualität von Lebensmitteln aus? Und wodurch unterscheidet sich dieses vom „Verbrauchsdatum“?
Mit allen Sinnen wahrnehmen
Die Stationen des „Geruchs- und Geschmackslabors“ zielen bewusst auf den Forschergeist der jungen Wissenschafter ab und sollen Lust auf intensive Beschäftigung mit Lebensmitteln machen. Mit dem Laborjournal, das die jungen Studierenden bei ihrer Forschungstätigkeit für Aufzeichnungen nutzen, können die Erkenntnisse mit nach Hause genommen werden. Viele der Experimente lassen sich mit einfachen Mitteln zu Hause gemeinsam durchführen.
„Von der Hand in den Mund“ lautet das Motto, unter dem die Sequenzen im Wiener Tafel-Geruchs- und Geschmackslabor in Form sinnlichen Erfahrens stehen: Schauen, Riechen, Fühlen und Schmecken sollen wichtige Informationen über das geben, was wir essen. Je mehr man über die Entstehung von Lebensmitteln weiß, desto besser kann man entscheiden: Was mag ich essen? Was mag ich nicht? Was zeichnet ein frisches, gesundes und schmackhaftes Lebensmittel aus? So betrachtet kann jede Küche zum Geschmackslabor werden.
Lebensmittelabfälle im Privathaushalt
Rund 700.000 Tonnen Lebensmittel landen in Österreich pro Jahr im Abfall: von der Landwirtschaft bis zum Lebensmittelhandel und den Haushalten - davon gilt eine halbe Tonne als vermeidbar: „Rund 206.000 Tonnen an vermeidbaren Lebensmittelabfällen und Speiseresten jährlich landen in Österreich im Restmüll und in der Biotonne“, schildert Alexandra Gruber, Geschäftsführerin der Wiener Tafel die aktuelle Situation und präzisiert: „ Das bedeutet, dass pro Haushalt jährlich 43 Kilogramm Lebensmittelabfälle mit einem Wert von durchschnittlich rund 300 Euro entstehen. Zu den häufigsten Gründen für Lebensmittelverschwendung im privaten Kontext zählen neben Mangel an Wissen um die richtige Lagerung von Lebensmitteln, Informationsdefizit über Qualität und Eigenschaften von Nahrungsmitteln auch die Fehlinterpretation von Angaben auf Verpackungen. Zu den häufigsten Missverständnissen führen ‚Mindesthaltbarkeitsdatum‘ und ‚Verbrauchsdatum‘“, sagt Gruber.
Neben Brot, Süß- und Backwaren machen vorwiegend Obst und Gemüse, Milchprodukte und Eier sowie Fleisch, Wurst und Fisch den größten Anteil der weggeworfenen Lebensmittel aus. Die Vermeidung von Lebensmittelabfällen stellt einen maßgeblichen Beitrag zur Ressourcenschonung, zum Umweltschutz und zur Verbesserung des Zugangs zu Lebensmitteln weltweit dar. „Jeder Mensch ist von diesem Thema individuell betroffen und kann seinen Beitrag leisten - mit Kooperationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette können deutliche Verbesserungen erzielt werden. Wenn wir die Kinder und Jugendlichen mit unseren Botschaften erreichen, sind wir unserem Ziel einer sozial gerechteren und ökologisch nachhaltigeren Gesellschaft ein großes Stück näher gekommen“, ist Gruber überzeugt.
Mehr zum Thema: Wiener Tafel-Geruchs- und Geschmackslabor als Kinderuni-Lehrveranstaltung: Mittwoch & Donnerstag, 13. & 14. Juli 2016, Details:www.wienertafel.at
Birgit Pichler