In vielen mexikanischen Lokalen sind die Farben von Fliesen, Wänden und Geschirr genauso üppig und kunterbunt gemischt wie die Speisenauswahl in "Mexiko - Das Kochbuch". Und das kündigt sich schon beim Einband an. In Pink und Orange kommt der neue kulinarische Streich aus dem Edel-Verlag daher. Eine Ansage - das ist das Kochbuch zweifellos. Denn Margarita Carrillo Arrontes Herz gehört der traditionellen mexikanischen Küche und das dürfte spätestens nach ihrem Kompendium über 700 Seiten mit rund 600 Rezepten klar sein.
Natürlich tischt die Gastronomin und Küchenchefin auch Guacamole, Quesadillas oder Empanadas auf. Aber eben nicht nur. Street Food und Getränke, Frühstück (desayuno) oder Abendessen (cena) - bis zu fünf Mal am Tag wird in Mexiko gegessen – für Abwechslung ist mit diesem Werk jedenfalls gesorgt. Die Rezepte stammen aus den unterschiedlichsten Regionen. Heilsame Hühnersuppe etwa heißt im Bundesstaat Nayarit "Caldo de cuarentena", Quarantänesuppe, und wird mit Safran und Kreuzkümmel zubereitet. Jugo Vampiro, eisgekühlter Vampirsaft, strotzt nur so vor Vitaminen aus Rohnen, Karotten, Orangen, Zitronen und Sellerie und wird laut Autorin in ganz Mexiko getrunken.
Beschwipstes Schweinefleisch
Beschwipstes Schweinefleisch - mit Tequila und Bier, Garnelen in Tamarinden, Brautschleierhähnchen, gefüllte Chilis, Oktopus in Mandelsauce, marinierter Kürbis, Ananas-Kokos-Tamales - da sind schon ein paar neue Lieblingsgerichte dabei. Eine Menge Bohnen, Kürbis, Mais, Chili und Koriander wird verarbeitet, wunderbar vielfältig und trotzdem einfach. Niemals so, dass man beim Nachkochen am Rezept verzweifeln möchte.
Dann schon eher an den Zutaten, doch auch hier gibt die wie Xoconostle muss eben ausgetauscht werden, viele lassen sich aber auch ohne Online-Aufwand beschaffen. Ein Glossar im Anhang hilft dabei zu verstehen, was man da verpasst bzw. wie man sich anders behelfen kann. Die Autorin gibt dazu auch Tipps - bei der Blaumais-Flammerie etwa empfiehlt sie Tequesquite gegen Backpulver oder Natron zu tauschen. Ananasessg wird zu Apfelessig und Cotja zu Parmesan. Auf Online-Bestellungen wird man vermutlich in Sachen Kaktusfeigenblätter oder Heuschrecken zurückgreifen müssen.
Im letzten Kapitel kommen Küchenchefs zu Wort, die über die Welt verstreut, die botschaft der mexikanischen küche weitertragen. Von Jason Debriere ("Tacombi", New York City, Nolita) etwa kommt eine feine Garnelen-Mole und Sean Prenter (Mexicano", Narrabeen, Australien) fordert zum 3-Stunden-Flan heraus.
Insgesamt eine umfassende, wunderbare Rezeptesammlung, die man als Kochbuchsammler oder auch als Fan der mexikanischen Küche besitzen will.
Birgit Pichler