Wenn es eine Frau im Fernsehen gibt, die überzeugend Fische ausnehmen kann, dann Sarah Wiener. Die Österreicherin hat sich ohne Schul- oder Berufsabschluss zur bekanntesten TV-Köchin Deutschlands hochgearbeitet. Am 27. August wird die Unternehmerin 50 Jahre alt - was sie nicht so recht glauben kann. "Ich habe mich umgedreht ... und auf einmal bin ich 50!"

In Berlin hat sie drei Restaurants und verkauft neuerdings Roggenbrot, Mohnflesserl und Salzstangerl in ihrer Bäckerei "Wiener Brot". Kindern bringt sie mit ihrer Stiftung bei, was gesundes Essen ist und wie eine echte Kuh aussieht.

Ihr Name ist zur Marke geworden und steht für eine Haltung, ein bisschen wie bei Jamie Oliver in England. "Ich möchte keine Chemie im Essen" ist ein typischer Wiener-Satz. Ihre Rezeptsammlung im Netz reicht von Aal in Gelee über Mokka Creme Brulee bis zum Zwetschgenknödel.

Sie scheint vor Energie zu sprühen. Rumhängen, das hat sie als Teenager genug gehabt, als sie durch Europa trampte. Damals wollte Wiener mal Schäferin in Frankreich werden. Als alleinerziehende Mutter eines Sohnes hatte sie früher auch Zeiten mit Sozialhilfe.

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Leidenschaft für Mehlspeisen

Aufgewachsen ist die gebürtige Westfälin, Tochter der Künstlerin Lore Heuermann, in Wien. In den 1980er Jahren zog es sie nach West-Berlin, wo ihr Vater, der Schriftsteller und Jazzmusiker Oswald Wiener, das Szenerestaurant "Exil" führte. Dort kultivierte sie in der Küche ihre Leidenschaft für Mehlspeisen. 1990 kaufte sie einen Wagen der DDR-Armee und bekochte Filmteams. Ihr erster Auftrag: ein Dreh mit Tilda Swinton. Der erste Kredit von 10.000 Mark war ein Schlüsselmoment, der Verpflichtungen brachte. Es war "vorbei mit dem Lotterleben", wie sie sagt.

Die Fernsehkarriere begann ungeplant. In der 2004 ausgestrahlten ARD-Zeitreise-Doku "Abenteuer 1900 - Leben im Gutshaus" lernten die Zuschauer Sarah Wiener als resolute Mamsell kennen. Kochsendungen boomten - die Österreicherin wurde mit ihrer charmant-resoluten Art ein Teil davon. Sie stand fürs ZDF an den Töpfen und reist immer noch für Arte durch die Lande. Gerade war sie in Italien. Am 5. September läuft im NDR eine Doku über Wieners Reise nach Marokko.

"Du kannst noch alles werden"

Den Geburtstag wird die Wahl-Hamburgerin wohl in Norddeutschland, am Drehort ihres Mannes, des Schauspielers Peter Lohmeyer, verbringen. Die 50? Keine Zäsur, sondern eine Zahl, die einem normalerweise sage, was alles nicht gehe, findet sie. Und da fallen der Köchin eine ganze Reihe Sachen ein: "Butohtänzerin (Anm: Butoh ist japanisches Tanztheater), im Normalfall noch mal Mutter, Cellistin, Dolmetscherin für Finnisch und Japanisch, Opernsängerin, die ganze Nacht Blödsinn machen und am nächsten Tag nach zwei Stunden Schlaf gut gelaunt den Tag durchtanzen, Olympiateilnehmerin". Aber die Zahl 50 ist für sie auch eine Herausforderung zu denken: "Du kannst, wenn du willst, noch alles andere werden und sein."