Angriffslustig könnte man den aktuellen Motivationszustand von Falstaff-Herausgeber und Politberater Wolfgang Rosam nennen. Die Geschäfte scheinen gut zu laufen. Denn neben seinem Falstaff-Imperium in Österreich, Schweiz und Deutschland erscheint ab sofort auch eine italienische Variante. Diese wurde gestern mit Pomp und Gloria in Mailand aus der Taufe gehoben. Und dem nicht genug. Geht es nach Rosam, „wollen wir bald mit Serbien nicht nur in einem weiteren Land an den Start gehen“.
Die Entscheidungen für diese Expansionspläne sind auf mehreren Ebenen beachtlich. Denn noch vor einem Jahr stand der Falstaff-Herausgeber an vorderster Front der Kritiker für eine Rückkehr des „Guide Michelin“. Er sah in diesem möglichen österreichweiten Comeback des internationalen Restaurantführers eine „Wettbewerbsbenachteiligung“. Verhindern konnte er das „Rote Bibel“-Comeback nicht, wird sich doch im kommenden Jahr am 19. Jänner erscheinen.
Aus dieser Defensivhaltung scheint nun aber eine Frontalattacke geworden zu sein. Expansionspläne mit einem Printprodukt? Die durch Corona ausgelöste Krise hat doch bereits durch Digitalisierung, Online-Gratismedien und Werbeverlusten stark geschwächten klassischen Medien einen weiteren schweren Schlag versetzt. Rosam hat trotz dieser widrigen Umstände offenbar ein passendes Rezept gefunden und will sich vergrößern.
Getan hat er das vorerst in Italien. Wo es bereits eine Redaktion gab. Also das Feld gepflügt war. Veröffentlicht wurde der „Falstaff Italia“ in Mailand ausgerechnet am selben Tag, an dem der „Gault & Millau“ in Wien präsentiert wurde. Zufall? Vielleicht. Und während die heimische Spitzengastronomie aktuell nicht nur personell schwer zu kämpfen hat, scheint die Krise beim Falstaff kein Thema zu sein.
Mit einer AUA-Sondermaschine wurden allein aus Österreich 120 Gäste eingeflogen. Weitere 240 kamen aus ganz Italien dazu. Darunter die bekanntesten Winzer wie Piero Antinori, Pio Cesare, Lamberto Frescobaldi, die Grappa Könige Nonino, Designer wie die Ferragamos und vier 3-Michelin-Sterneköche wie Massimo Bottura oder der Mailänder Küchenstar Bertolini.
Die Startauflage beträgt 50.000 Exemplare, das Printmagazin erscheint viermal jährlich und wird von einem Digital- und Bewegtbild-Auftritt begleitet. „Falstaff Italia“ ist ein Joint Venture mit der bisherigen Falstaff Redaktion in Italien, die von Südtirol aus agiert und von Othmar Kiem und Simon Staffler geleitet wird. Diese beiden Partner halten am gemeinsamen Joint Venture zusammen 40 Prozent, die Mehrheit von 60 Prozent hält der Falstaff Verlag.