Wie in jedem Jahr versorgt der „Gault & Millau“ mit Beginn der kalten Jahreszeit die heimische Gastronomie freundlicherweise mit reichlich Hauben. Die gebeutelte Branche kann das in diesen frostigen Zeiten gut gebrauchen. Die Herausgeber des „Gault & Millau“, Martina und Karl Hohenlohe, gehen darauf auch gleich im Vorwort der soeben erschienenen Ausgabe ein. Inflation, die die Preise für Lebensmittel und Betriebskosten in die Höhe schnellen lässt. Der Mangel an qualifiziertem Personal.
„Die Gastronomie in Österreich steht zweifellos vor großen Herausforderungen, aber sie hat auch die Fähigkeit zur Anpassung und Innovation“, schreiben die Vorschmecker der Nation. Mögliche Wege aus der wachsenden Misere sehen sie in Digitalisierung, Individualisierung und Nachhaltigkeit. Dementsprechend positiv fällt vielleicht auch gerade deshalb die Haubenparade in diesem Jahr in der Steiermark aus. Keine gravierenden Abwertungen, dafür viele erfreuliche Bewertungen.
Die großen steirischen Aufsteiger
Von vielen einen Spitzenplatz erwartet, diese Erwartungshaltung aber auch bestätigt hat das neue Restaurant „Zur Goldenen Birn“. Nur ein halbes Jahr nach der Eröffnung des Fine-Dining-Tempels im Grazer Parkhotel verleihen die „Gault & Millau“-Tester dem Team rund um Küchenchef Alexander Posch 17 Punkte und vier Hauben. Dem noch nicht genug: Der Patissier der „Goldenen Birn“, Jan Eggers, wurde zum neuen „Gault & Millau Patissier des Jahres 2024“ gekürt. Damit ist die „Goldenen Birn“ nicht nur das beste Restaurant von Graz, sondern auch das allererste der zweitgrößten Stadt Österreichs, dem der Sprung in die 4-Hauben-Liga gelingt.
Die Liste aller steirischen Haubenrestaurants als PDF
Zwei weitere steirische Restaurants haben erfreulicherweise ebenfalls den Sprung zur vierten Haube geschafft. In Altaussee wurde die „Geiger Alm“ in diesem Jahr gleich um zwei „Gault & Millau“-Punkte aufgewertet und ist deshalb in den erlesenen Kreis der 4-Hauben-Küchen aufgestiegen. Küchenchef ist hier Dominik Utassy. Die Tester zeigen sich begeistert: „Utassy verblüfft mit einem achtgängigen Menü von internationalem Format. Gattin Eva serviert dazu eine mehr als ebenbürtige Weinbegleitung.“
Der „Gault & Millau“ entschuldigt sich
Eine 4-Hauben-Entschuldigung gibt es in Richtung „Schlosskeller Südsteiermark“. Das Leibnitzer Restaurant wurde im letzten Jahr mit 14 Punkten und zwei Hauben bewertet. Dabei ist den Testerinnen und Testern aber offensichtlich ein schwerwiegender Fehler passiert. Denn in diesem Jahr wurde die Küche von Markus Rath deutlich besser bewertet. Es gibt drei Punkte mehr und deshalb eben auch vier Hauben. Und so liest sich die Entschuldigung im Wortlaut: „Abschließend können wir nur betonen, dass uns unsere Unaufmerksamkeit im vergangenen Jahr leidtut. Die Küchenlinie und die Performance hätten da schon früher genaueres Hinschauen verdient. Sie ist authentisch und bodenständig, gleichzeitig aber von beeindruckender Tiefe und Finesse.“
Die zwei Besten der Steiermark
Punktetechnisch mit Harald Irka gleichgezogen hat Gerhard Fuchs. Der Küchenchef vom Restaurant „Die Weinbank“ in Ehrenhausen thront nun gemeinsam mit dem Restaurant „Irka am Pfarrhof“ in St. Andrä im Sausal an der Spitze der steirischen Restaurants. 18,5 Punkte halten die beiden steirischen Vorzeigeadressen und sind auch im österreichweiten Ranking ganz vorne mit dabei. Unverändert gut bewertet wurden die Folgeplätze: Die „Geschwister Rauch“ in Trautmannsdorf haben vier Hauben mit 18 Punkten. Ebenfalls vier Hauben mit 17 Punkten gibt es für das Genießerhotel Krainer in Langenwang und die „Saziani Stub’n“ in Straden.
Zwei neue 5-Hauben-Köche
Österreichweit gibt es in diesem Jahr eine kleine Sensation. Gleich zwei Restaurants haben den Sprung auf die fünfte Haube geschafft und gehören somit zu den besten Restaurants des Landes. Die zwei Köche, die dahinterstehen, sind seit vielen Jahren aus der österreichischen Küche nicht wegzudenken und haben sich den Platz ganz vorne mehr als verdient. Andreas Döllerer und sein „Restaurant Döllerer“ in Golling und Juan Amador mit dem „Restaurant Amador“ in Wien. Die Begründung der Tester wird die Neo-5-Hauber freuen: „Beide haben durch jahrelange Weiterentwicklung einen Status der Perfektion erreicht, der seinesgleichen sucht. Und der mit nichts anderem zu bewerten ist als mit fünf Hauben.“
Awards und Auszeichnungen
Auch der „Koch des Jahres“ versteht es schon seit Jahren, seine Gäste stets neu zu begeistern: Alain Weissgerber vom Restaurant „Taubenkobel“ darf ab sofort den begehrten Titel tragen. Zudem vergibt der Guide „Gault & Millau Österreich“ erstmals die Grüne Haube für gelebte Nachhaltigkeit. Die Auszeichnung geht an Jeremias Riezler für sein Biohotel Walserstuba in Vorarlberg.