Online statt Präsenz und jeden Tag dasselbe Spiel: Aufstehen, frühstücken und ab vor den Laptop. Seit Mitte März 2020 sieht so der Alltag für viele Schüler und Studierende in Österreich aus. Spurlos vorbeigeht das an den Lernenden nicht: Die Umstellung von Präsenz- auf Distanzlehre wirkt sich einer Studie zufolge negativ auf die Lernmotivation aus. Besonders auffällig ist dabei der Rückgang der intrinsischen Motivation.
Motiviert im Distance Learning: So gelingt's
Wie in vielen Bereichen des Lebens ist die richtige Herangehensweise das A und O. Laut der Psychologin umfasst diese beim Home Learning neben einer genauen Tagesstruktur, den Lernfokus und die eigene Motivation. Besonders wichtig ist dabei die Organisation, die ein fokussiertes Lernen zu bestimmten Arbeitszeiten ermöglicht. Schließlich birgt der Uni-Alltag in den eigenen vier Wänden das ein oder andere Risiko: Nirgendwo sonst lauern so viele Ablenkungen wie zu Hause. Die Expertin empfiehlt daher, den Arbeitsplatz vor Beginn der Lerneinheit aufzuräumen und nicht zum Lernen benötigte Sachen wegzuräumen.
Was Erfolgserlebnisse mit Motivation zu tun haben
Wesentlich für die Motivation sind einer Studie zufolge auch Erfolgserlebnisse. Damit diese eintreten können, sollte am Anfang die Festlegung eines schaffbaren Arbeitspensums stehen. "Bei umfassenden und schwierigen Aufgaben sind kleine Schritte am Weg zum Ziel die beste Wahl." So stellen sich schneller und öfter Erfolgserlebnisse ein, der Ansporn zum Weitermachen steigt enorm. Bei zu großen Vorhaben würden diese Verstärker hingegen fehlen.
Förderlich für die Motivation können zudem selbstbestimmte Ziele sein: "Allerdings nur dann, wenn sie für die Person wirklich wichtig sind und die Eintrittswahrscheinlichkeit realistisch ist." Abwechslungsreiche Inhalte, soziale Interaktionen innerhalb der Kurse und positive Rückmeldungen in Verbindung mit herausfordernden Inhalten verstärken laut der Psychotherapeutin zudem die Motivation von außen.
Lernfrust? So lässt sich das Motivationstief besiegen
Dass hin und wieder Lernfrust aufkommt, lässt sich dennoch nicht vollends vermeiden. "Zuhause lernen, dazu noch allein: Das geht an die Substanz", weiß die Expertin. "Nicht jeder Lernstoff lässt sich gleich gut bewältigen, das ist normal." Umso wichtiger ist es, die eigenen Gedanken in solchen Momenten mit Menschen zu teilen, denen man vertraut: "Man sollte offen über ein Tief, Sorgen oder Ängste reden dürfen. Wenn es an Mut oder den richtigen Worten fehlt, kann es eine große Hilfe sein, den Vertrauenspersonen zu schreiben." Die eigenen Sorgen zu thematisieren, ist nicht nur erleichternd, so kann man sich auch gegenseitig motivieren oder sich Unterstützung beim Bewältigen des Lernstoffes einholen.Um die Motivation nach einem Tief wieder anzukurbeln, spielen Bewegung und Sport eine wichtige Rolle. Ob es sich dabei um einen Spaziergang oder eine kurze Radtour handelt: "Der Abbau von Stress und Unruhe gelingt mit Bewegung hervorragend. Körper und Geist bekommen wieder mehr Energie, die viel zitierten Glückshormone zeigen ihre Wirkung."
Neue Qualifikationen durch Distance Learning
Trotz all der Herausforderungen bringt das Distance Learning aber auch positive Aspekte mit sich. Die Expertin verweist auf eine Studie der Universität Wien, die zeigt, was Studierende aus dieser Zeit an positiven Erfahrungen mitnehmen können: "Ganz oben steht die Verbesserung des selbstständigen Lernens. Zudem ist der selbstständig initiierte Kontakt zu Studienkollegen und das Zeitmanagement deutlich verbessert worden." Neu erworbene Qualifikationen durch das Lernen zu Hause sieht die Psychotherapeutin aber auch bei Schülern: "Sie sind in der Selbstorganisation viel mehr gefordert als die Jahrgänge davor. Diese Kompetenzen sind für das weitere Berufsleben enorm wertvoll und können durchwegs als positiv beurteilt werden."
Claire Herrmann