Katharina Santl
Wie bist du selbst zu Instagram gekommen? Und zur Idee, darüber deine Kunst zu teilen und dann auch zu verkaufen?
Katharina Santl: Instagram war ursprünglich nur eine Plattform, um Design-Inspiration zu sammeln. Nachdem ich in meine erste eigene Wohnung zog und zum ersten Mal selbst einrichten konnte, suchte ich mir online Input. Mit der Zeit traute ich mich, meine eigenen Malereien zu posten, und nach und nach bekam ich immer mehr Kommentare, ob ich die Werke denn auch verkaufen würde.
Wie definierst du Kunst?
Was Kunst ist, ist sehr schwer zu definieren. Mich persönlich muss ein Werk gleich in den Bann ziehen. Ob es mich emotional berührt, schockiert, beruhigt oder belehrt – Kunst muss mich fesseln. Sei es ein gemaltes Bild, eine Skulptur Musik oder Schauspiel, ein Werk muss mit uns „sprechen“ und uns eine Geschichte erzählen. Meine Kunst würde ich als „bunt“ beschreiben.
Meine Arbeiten entstehen sehr intuitiv, folgen aber immer der Suche nach Licht, Farbe und Harmonie. Während des Malens orientiere ich mich an der Freiheit von Kindern, denn als Erwachsene verlernen wir oft, einfach zu fließen und uns auf unser Bauchgefühl zu berufen.
Oft ist Kunst Protest, Aufarbeitung eigener Themen oder das Einfangen von Erinnerungen – ist das bei dir auch so? Was möchtest du mit deiner Kunst erreichen?
Ob bewusst oder unterbewusst fließt in die Kunst ein persönliches Element. Bei mir spielen Erinnerungen und die Kindheit eine große Rolle; ich möchte Betrachter:innen motivieren, in die eigenen Erinnerungen einzutauchen. Wenn ich ein Bild „Kindheitserinnerungen – Freibad“ male und Pommes, Eis, Wasser und Sonne als Symbolik einbilde, denke ich, dass man in diesen Moment zurückversetzt wird und wenigstens einmal kurz schmunzelt.
Früher musste jeder, der als Künstler wahrgenommen werden wollte, in Galerien ausstellen. Hat sich das verändert?
Definitiv. Ich denke, dass sich auch weiterhin noch viel verändern wird. Die Galerien selbst nutzen mittlerweile Social Media um ihre Ausstellungen anzupreisen und ihre Künstler:innen vorzustellen. Über Instagram und Co ist es möglich, Kunstbegeisterte auf der ganzen Welt zu erreichen.
Wo willst du mit deiner Kunst noch hin?
Überall, wo ich kann. Es ist ein Geschenk, dass ich diesen Weg gehen kann und meine Arbeit gleichzeitig meine Leidenschaft ist. Mein Ziel ist es, reisen und weltweit inspirierende Menschen treffen und das Leben so vieler Personen wie möglich mit meiner Kunst zu bereichern.
Daniela Luschin
Wie bist du selbst zu Instagram gekommen? Und zur Idee, darüber deine Kunst zu teilen und dann auch zu verkaufen?
Daniela Luschin: Instagram ist DAS Portal nach außen für Künstler. Es ist die Plattform, die für visuelle Präsentation steht. So gesehen, musste ich da nicht überlegen. Instagram war für mich der erste Schritt nach außen, der Prüfstein, der darüber entscheiden sollte, ob meine Kunst auch Kunst ist, die gesehen und gekauft werden will. Mit Instagram kam die erste Anerkennung und mit der Anerkennung das Wachsen meines künstlerischen Selbstbewusstseins. Nicht umsonst präsentieren sich auf Instagram sehr viele autodidaktische Künstlerinnen in ihrer Lebensmitte, die man in der klassischen Kunstwelt oft als sich selbstverwirklichende Hausfrauenkünstlerinnen belächelt, die in der Social-Media-Kunstblase aber durchaus erfolgreich sind.
Wie definierst du Kunst?
Die Frage nach der Definition von Kunst ist ungefähr so leicht zu beantworten wie die nach der Definition des Sinns des Lebens. Spontan und ohne groß zu reflektieren, ist es das, was rauskommt, wenn du deine kreative Seele tun lässt. Meine Kunst widmet sich vor allem dem Thema Frauen, ihrem Streben nach Freiheit sowie der kritischen Auseinandersetzung mit feministischen Diskursen, gesellschaftlichen Zwängen und Erwartungen. In meinen Arbeiten setze ich mich mit den alltäglichen Gegebenheiten auseinander, mit denen sich frau konfrontiert sieht. „Die innere Piratin“ ist eines meiner Leitmotive und spricht die Rebellin in jeder Frau an, die es zu befreien gilt, die verhärtete Strukturen aufreißt und mutig neue Wege geht.
Oft ist Kunst ja Protest, Aufarbeitung eigener Themen oder das Einfangen von Erinnerungen – ist das bei dir auch so?
Ja, das ist bei mir definitiv so. Mein Weg in die Kunst hat mit der Trennung vom Vater meiner Kinder und damit begonnen, dass ich mich nach meinem 40. Geburtstag auch gefragt hab: „Und? War’s das jetzt?“ Als Alleinerzieherin und Alleinverdienerin, die kaum Unterstützung hat, weil der Kindsvater in Indien lebt und es keine Großeltern gibt, die in greifbarer Nähe sind, gibt’s natürlich auch sehr viele emotionale Tiefs, unterdrückte Wut und Frustration. Die Kunst war mir Oase in dieser Auseinandersetzung, in meinen existenziellen Krisen, ohne die ich vielleicht im Burn-out, vielleicht in einer Sucht oder anderen Flucht gelandet wäre.
Früher musste jeder, der als Künstler wahrgenommen werden wollte, in Galerien ausstellen. Hat sich das verändert?
Das hat sich definitiv geändert. Wer von Galerien nicht genommen wurde, blieb erfolglos. Und Galerien nehmen natürlich nur Künstler, von denen sie wissen oder glauben zu wissen, dass ihnen diese auch Geld bringen. Das heißt als völliger Neuling ohne die nötigen Connections, ist es schwer. Instagram nimmt jeden. Dabei definiert sich der Wert als Künstler auf Instagram oft über Likes und Follower, was natürlich nicht immer fair ist, weil Likes und Follower hängen nicht primär mit der Qualität deiner Arbeit zusammen, sondern damit, wie viel Zeit du aufwenden kannst, um Instagram zu füttern, wie gut du dich mit dem sich dauernd verändernden Algorithmus auskennst, wie deine Strategie aussieht und auch, wie gut du innerhalb von Instagram netzwerkst. Für beides – Erfolg in der realen Kunstwelt und Erfolg auf Social Media – musst du hart arbeiten. Nur der Zugang ist bei Social Media viel niederschwelliger.
Katrin Sinder
Wie bist du selbst zu Instagram gekommen? Und zur Idee, darüber deine Kunst zu teilen und dann auch zu verkaufen?
Katrin Sinder: Ich hatte schon seit dem Studium vor, meine Bilder auf einer eigenen Website zu zeigen. Das war allerdings mit sehr viel Aufwand verbunden, für den mir die Kapazitäten fehlten. Eine Freundin hat sich dann Anfang 2021 mit ihrem eigenen Label selbstständig gemacht und ihre Produkte unter anderem über Instagram vermarktet. Dadurch bin ich erst auf die Idee gekommen, auch meine Bilder dort einem breiteren Publikum zu präsentieren.
Ich habe mich also dort angemeldet und erst einmal geschaut, wie andere das machen. So habe ich für mich überlegt, was am besten zu mir passen würde und langsam begonnen, Bilder, die ich bereits gemalt hatte, zu zeigen. Gleichzeitig habe ich wieder mit dem Malen begonnen. Es war der zweite Lockdown und ich war mit drei kleinen Kindern zu Hause. Da brauchte ich etwas, das ich nur für mich hatte.
So einfach, wie das jetzt möglicherweise klingen mag, war es aber nicht. Es war ein riesiger zeitlicher Aufwand, dort Aufmerksamkeit zu erhalten und zu netzwerken. Nach einem Monat habe ich eine erste Anfrage bekommen, ob ich meine Kunst auch verkaufen möchte. Darüber habe ich mich riesig gefreut.
Wie definierst du Kunst?
Das ist gar nicht so einfach, in ein paar Sätzen zusammenzufassen. Es ist die gestalterische Auseinandersetzung mit einer Thematik. Das kann inhaltlich sein, indem man sich mit bestimmten Themen auseinandersetzt, aber auch formal, indem man mit dem Material spielt, mit den Farben, mit dem Ausdruck. Es ist die Übersetzung der eigenen Wahrnehmung in eine gestalterische Arbeit, in etwas Ästhetisches. Aber nicht nur das. Es muss auch mit dem Betrachter etwas machen – ihn in irgendeiner Art berühren, ihn emotional ansprechen oder gedanklich anregen.
Was möchtest du mit deiner Kunst erreichen?
Ich möchte mit meinen Bildern Räumen eine positive Wirkung verleihen, eine Einladung zum Verweilen. Es sollen Bilder sein, die auffallen, ohne aufdringlich zu sein.
Früher musste jeder, der als Künstler wahrgenommen werden wollte, in Galerien ausstellen. Hat sich das verändert?
Galerien und Ausstellungen sind immer noch ein sehr wichtiger Teil des Kunstmarktes. Jeder Bereich bietet seine individuellen Möglichkeiten. In der Galerie kann ich ein Bild im Original sehen, das hat natürlich eine ganz besondere Qualität. Über Instagram habe ich ein ganz anderes Publikum, viele Käufer wären wahrscheinlich nicht in eine Galerie gegangen.
Andersherum erreiche ich allerdings fast nur Menschen, die bei Instagram angemeldet sind. Aber auch hier war es am Anfang ein sehr zeitintensives virtuelles „Klinkenputzen“, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Das hat unglaublich viel Zeit gekostet und ich musste mir immer wieder etwas Neues überlegen. Hier sind die Galerien dann vielleicht auch die Wohnzimmerwände erfolgreicher Influencer.
Julia Rinesch