Lefkara, ein malerisches Bergdorf und eines der ältesten Dörfer Zyperns. Hier schmiegen sich enge Gassen an den Berg, gesäumt sind sie von traditionellen Steinhäusern und charmanten kleinen Läden. Es duftet nach Basilikum, an jeder Ecke rollt sich eine Katze wohlig am Boden und trägt damit zur Entspannung bei. Berühmt ist Lefkara für seine filigrane Silberarbeit, aber vor allem auch für die Spitze, die „Lefkaritika“. Ein Handwerk, das von der Mutter an die Tochter weitergegeben wird und sehr viel Geduld und Geschick erfordert. Seit einiger Zeit ist der Ort auch Heimat von Julian Epok und Christoph Pliessnig – und damit von t.a.s.©.

Wir befinden uns gerade in eurem Art Space t.a.s.© in Zypern. Was hat euch hierhergebracht, was euch beide zusammengeführt?

Christoph Pliessnig: Ich habe Julian über einen gemeinsamen Freund im Rahmen eines Online-Meetings kennengelernt, bei dem es ursprünglich um eine Investition in mein Unternehmen Teroxx (Anm. eine Digital Asset Boutique) ging. Ein Jahr später haben wir uns auf einer Hochzeit wieder getroffen und Julian hat mich dann zu einer seiner Dinnerpartys eingeladen. An diesem Abend wurde uns klar, dass wir gemeinsam etwas machen wollen, das über die Grenzen Wiens hinausgeht – mit der Kreativität von Julian und dem wirtschaftlichen Aspekt, den ich einbringe.

Julian Epok: Christoph lebt schon ein paar Jahre hier auf Zypern und ich beschloss vor einem Jahr, auch hierher zu kommen. Wir leben ein paar Minuten entfernt von Lefkara, in einem etwas kleineren Dorf. Eines Montagabends im Jänner auf der Suche nach einem Ort, der uns eine schöne Mahlzeit bescheren konnte, fanden wir das Agora Hotel. An diesem wunderbaren Tag hat die Magie Lefkaras begonnen, zu wirken. Wir wussten, dass wir hier gut aufgehoben sind. Jedes Mal, wenn wir zum Agora Hotel hochliefen, sind wir durch diese Straße und an dieser Immobilie vorbeigegangen. Sie stand und schon bald konnten wir daraus t.a.s.© machen.

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© Michael Dürr

Was genau ist t.a.s.©, eine Galerie, ein Concept Store?

J E: Das Konzept von t.a.s.© ist, dass alles ein 360-Grad-Projekt ist, fast schon ein Gesamtkunstwerk. Wir wollen die Menschen, die zu uns kommen, auf so vielen Ebenen wie möglich berühren. Da geht es nicht nur um die Kunst, sondern auch um das Design, Mode, den Sound, den Scent und das Zusammenbringen von Menschen bei Events und Dinnerpartys. Jeder Standort – wir eröffnen Ende November einen in Wien und nächstes Frühjahr in Paris – soll ein Gesamtkunstwerk werden, bei dem auch alles gekauft werden kann, was gezeigt wird.

Wie laufen diese Dinnerpartys ab?

C P: Man sagt, dass ein Dinnerabend eine Kunst für sich sei. Es geht uns auch dabei wieder darum, etwas zu kreieren. Eine schöne Tafel, ein wunderbarer Koch, es geht um das Zusammenkommen, den Dialog und das gemeinsame Genießen des Lebens. Jung und Alt, kreativ und vermögend – alle an einem Tisch und die Liebe zu etwas teilend.

Wie wird der Ort Lefkara eingebunden?

J E: Es geht uns darum, für das Handwerk Awareness zu schaffen und diese Tradition der Lefkaritika weiterhin zu erhalten. Wir überlegen, junge Designerinnen und Designer mit den wenigen Menschen, die das Handwerk noch beherrschen, zusammenzubringen. Auch wir wollen für unsere Kollektion ein paar exklusive Pieces herstellen.

© Michael Dürr

Wie ist die aktuelle Kollektion entstanden?

C P: Diese Kollektion hat Julian gemeinsam mit der Modedesignerin Christina Hrdlicka entwickelt. Mit dem Start in Lefkara haben wir eine Sommerkollektion mit auf den Weg gebracht, weil es perfekt ins Konzept passte. Wir sind nicht darauf ausgerichtet ,zu jeder Jahreszeit eine Kollektion auf den Markt zu bringen. Aber die Menschen nehmen sich sehr gerne ein Stück als Andenken mit.

Julian, derzeit ist deine Kunst in den Räumlichkeiten von t.a.s.© ausgestellt. Sie macht einen sehr heterogenen Eindruck, auch von den Medien, die du verwendest.

J E: Das kommt daher, dass ich so eklektisch wie möglich arbeiten und mich durch Medien inspirieren lassen möchte. Gerade sitzen wir vor einer Neon-Installation, dennoch sehe ich mich als Maler. Auch bei diesem Neon habe ich so etwas wie eine Leinwand, den Kosmos und das Chaos durch den abstrakten Pinselstrich der Neonröhre. Die Neons zeichne ich und dann werden sie hier auf Zypern für mich hergestellt. In dieser Ausstellung sieht man aber auch Fotografien von mir, bei denen ich den Dialog mit dem Model ins Zentrum rücke. Es geht oft um die Sinnlichkeit durch Bewegung, durch Körpersprache oder durch Licht und Schatten. Das Schöne an den Neonröhren ist, dass es im Gegensatz zu digitaler Kunst tatsächlich noch ein altes Handwerk ist.

© t.a.s.© Gallery

Neben den Unikaten bietet ihr aber auch Werke als „t.a.s.© classics“ an.

J E: Die t.a.s.© classics sind eine günstigere, dennoch limitierte Version, die wir online verkaufen. Sie sind Hybride aus Kunst und Design mit gewisser Poesie und Sinnlichkeit. Durch die Wärme, die das rote Licht am Abend gibt, und dieses raumfüllende Element ist man bei der Frage, ob Kunst dekorativ sein darf: Darf sie Tiefgang haben und trotzdem dekorieren und gar Glückseligkeit spenden? Das ist etwas, das uns inspiriert und was wir teilen wollen.

Und darf Kunst das?

J E: Kunst ist von Design inspiriert und Design von Kunst. Ich habe schon während meines Studiums auf der Angewandten nicht verstanden, warum Dinge so voneinander getrennt werden. Deshalb bin ich nach dem ersten Semester wieder gegangen. Mir ging es genau um das Gegenteil, nämlich um das Zusammenbringen. Trennendes gibt es eh viel zu viel auf unserem Planeten.

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