Bereits im Jahr 2014 sorgte das Angebot einiger IT-Riesen im amerikanischen Silicon Valley an seine weiblichen Mitarbeiter für weltweites Aufsehen: Die Unternehmen übernehmen die Kosten dafür, wenn Frauen ihre Eizellen einfrieren lassen und so der Karriere den Vorrang geben. Das spiegelt eine gesellschaftliche Entwicklung wider, die vor allem die Generation der Millennials – Menschen zwischen 20 und 35 – beschäftigt: Das Kinderkriegen wird im Lebensplan aufgeschoben, denn es scheint, man habe ohnehin alle Möglichkeiten. Studien zeigen auch, dass Menschen das Fenster der Fruchtbarkeit im Leben einer Frau sehr unrealistisch einschätzen: Bei einer repräsentativen Umfrage lagen 54 Prozent der Befragten bei der Frage, wann es für Frauen schwieriger wird, schwanger zu werden, falsch.
Gynäkologin und Fruchtbarkeitsspezialistin Monika Wölfler (LKH-Uniklinik Graz) fasst es so zusammen: „Jungen Menschen geht es zunächst darum, nicht ungewollt schwanger zu werden. Leider erleben wir es oft, dass der Zeitpunkt, wo es notwendig wäre, umzudenken, übersehen wird. Betroffene kommen oft erst zu uns, wenn es schon schwierig ist.“
Somit sei das Problem, ungewollt kinderlos zu bleiben, ein viel Größeres, als ungewollt schwanger zu werden. Die harten Zahlen: Am fruchtbarsten ist eine Frau zwischen 20 und 30 Jahren. Ab 30 nimmt die Fruchtbarkeit ab, weniger Eizellen reifen heran, auch deren „Qualität“ wird schlechter. „Gleichzeitig steigt ab 30 auch das Risiko für Fehlgeburten an“, sagt Wölfler – ab 37 nehme es dann drastisch zu. Auch hier ist die Qualität der Eizellen die Ursache.
Hinzu kommt: „Der Mensch ist prinzipiell nicht besonders fruchtbar“, sagt Wölfler. Läuft alles perfekt, sind Eileiter, Samen und Gebärmutter völlig in Ordnung, liegen die Chancen, schwanger zu werden, pro Zyklus bei 20 bis 30 Prozent. Ab 40 Jahren sinkt diese Chance auf 5 Prozent pro Zyklus.
"Ältere Mütter"
Dennoch kennt beinahe jeder eine „ältere Mutter“, die auch jenseits der 40 noch ein Kind bekommen hat. „Ja, das gibt es natürlich“, sagt Wölfler. „Aber die Chancen werden einfach geringer.“ Die „biologische Uhr“ tickt aber nicht nur bei der Frau: Zwar sind Männer bis ins hohe Alter zeugungsfähig – aber auch bei ihnen nimmt die Qualität der genetischen Information ab. Kinder von Vätern über 50 haben ein höheres Risiko für Fehlbildungen und für psychiatrische Erkrankungen wie Autismus oder Schizophrenie.
Wenn man lange Zeit hormonelle Verhütung verwendet, was macht das mit der Fruchtbarkeit? „Wahrscheinlich gar nichts“, sagt Wölfler. Pille & Co hätten weder positive noch negative Einflüsse auf die Fruchtbarkeit. Zwar könne es nach jahrelanger Einnahme bis zu einem halben Jahr dauern, bis der Zyklus wieder regelmäßig ist, aber die Fruchtbarkeit sei ab dem ersten Zyklus wieder gegeben.
Sonja Saurugger