1. So viele Impfungen auf einmal: Überlastet das das junge Immunsystem nicht?
„Das Immunsystem wird nicht überlastet, es ist in der Lage, viele Tausende Antigene zu erkennen“, sagt Werner Zenz, Kinderarzt an der Med Uni Graz. Anhand der aktiven Immunzellen im Blut wurde errechnet, dass das Immunsystem auf 10.000 Impfstoffe gleichzeitig effektiv reagieren könnte. Würde man die Sechsfachimpfung, die dreimal im Impfplan vorgesehen ist, auf einzelne Impfungen aufteilen, müsste ein Kind 18 Spritzen bekommen. „Das will man einem Kind nicht zumuten“, sagt Zenz. Außerdem werden Kinder heute im Vergleich zu früher mit weit weniger Antigenen in den Impfungen konfrontiert: Waren es 3000 in den 1980er-Jahren, sind es heute rund 200 Antigene.
2. Aluminium in Impfungen: Schadet das meinem Kind?
Aluminium wird als Wirkstoffverstärker gebraucht, sonst wäre die Immunantwort zu schwach. Notwendig ist das bei Nicht-Lebendimpfstoffen, wie Tetanus oder Diphtherie. „Studien haben gezeigt, dass die geringen Konzentrationen keine negativen Auswirkungen haben“, sagt Zenz. Die Mengen, die über Impfungen aufgenommen werden, liegen weit unter denen, die Kinder über Nahrung zu sich nehmen. Laut Ages ist ein Milligramm Aluminium pro Kilo Körpergewicht und Woche unbedenklich. In Impfungen sind Dosen von 0,125 bis 0,82 Milligramm enthalten. Damit würden 20 Impfungen nur zu einem Hundertstel zur Menge Aluminium beitragen, die aus der Nahrung eingelagert wird.
3. Warum soll ich mein Kind gegen Krankheiten impfen, die es gar nicht mehr gibt?
Zenz zählt eine ganze Liste von Epidemien auf, die durch das Absetzen von Impfungen wiedergekommen sind: So wurde in Japan 1975 die Keuchhusten-Impfung ausgesetzt, in der Folge gab es 13.000 Erkrankte und 100 Tote. Oder: In der Sowjetunion wurde die Diphtherie-Impfung abgeschafft, woraufhin es eine Epidemie mit 157.000 Erkrankten und 5000 Toten gab. „Wenn nicht mehr geimpft wird, kommen die Krankheiten zurück“, sagt Zenz.
4. Immer wieder höre ich von Impfschäden: Wie häufig ist das?
„Auf eine Million Impfungen kommt ein Impfschaden“, sagt dazu Mediziner Zenz. In den letzten 30 Jahren gab es in Österreich einen Todesfall eines Kindes, der als Impfschaden anerkannt wurde. Zum Vergleich: Bei aktuellen Masern-Ausbrüchen in Serbien und Venezuela starben 13 bzw. 54 Kinder - die Masern enden für einen von 1000 Erkrankten tödlich. „Es gibt eine ständige Bedrohung durch Infektionen“, sagt Zenz, dafür werde ein sehr geringes Risiko für Nebenwirkungen in Kauf genommen. Der Nutzen, den Impfungen bringen, sei viel größer als das Risiko, das von ihnen ausgeht: In den USA konnten durchs Impfen die Masern ausgerottet werden.
5. Bei all den Beiträgen in Internetforen und in sozialen Medien kenne ich mich nicht mehr aus: Bin ich eine schlechte Mutter, wenn ich mein Kind impfen lasse?
„Solchen Müttern sage ich: Sie machen alles richtig und tun das Beste für Ihr Kind, wenn Sie es impfen lassen“, sagt Zenz. Leider sind Internetforen und soziale Medien ein Motor für die Verbreitung von Falschinformationen durch Impfgegner: So bringen Impfgegner-Gruppen in den USA gefälschte Studien in Umlauf, die Wissenschaftlichkeit vortäuschen sollen.
Sonja Saurugger