Zum Thema Cholesterin gibt es viele Fragen: Wie gefährlich ist der hohe Cholesterinspiegel wirklich? Hat die Ernährung überhaupt einen Einfluss auf die Blutfette? Klaus Parhofer, Endokrinologe und Ernährungsmediziner am Uniklinikum München hat für den Bundesverband für Gesundheitsinformation die wichtigsten Mythen unter die Lupe genommen.

Mythos I: „Cholesterin ist gar nicht gefährlich“

„Eine große Anzahl von Studien belegt, dass Menschen mit niedrigen Cholesterinwerten weniger Herz-Kreislauferkrankungen haben – und zwar unabhängig davon, ob jemand genetisch so ausgerüstet ist, ob er sich entsprechend ernährt oder ob er durch Medikamente seinen Cholesterinspiegel senkt", sagt Parhofer. Überschüssiges Cholesterin im Blut lagere sich in Form von Plaques in den Gefäßwänden ab. Die Gefäße verengen sich, verhärten, und das dahinter liegende Gewebe werde schlechter durchblutet. So entstehe die umgangssprachliche Verkalkung der Gefäße (medizinisch: Atherosklerose). Herzinfarkt und Schlaganfall können die Folgen sein.

Mythos II: „Cholesterin-Zielwerte sind willkürlich festgelegt. Daher ist es auch nicht so wichtig, ob man sie erreicht oder nicht.“

„Richtig ist, dass Cholesterin-Zielwerte keine natürlichen Größen sind, sondern von Wissenschaftlern festgelegt wurden", sagt Parhofer. Allerdings nicht willkürlich, sondern auf Basis zahlreicher Studienergebnisse: Dazu werteten Wissenschaftler die Cholesterinspiegel von Patienten mit und ohne Gefäßverkalkung beziehungsweise Herz-Kreislauferkrankungen aus. Unter Berücksichtigung weiterer Risikofaktoren wie zum Beispiel Diabetes, Bluthochdruck und höherem Alter, bestimmten sie aus diesen Erfahrungswerten die anzustrebenden Cholesterinwerte. "Diese Zielwerte sind nicht in Stein gemeißelt, doch sie sind ein hilfreiches Instrument, um Patienten und Behandlern ein Ziel zu geben, auf das Sie hinarbeiten können.“

Mythos III: „Wer seinen Cholesterinspiegel senken will, muss einfach nur seine Lebensweise ändern.“

„Die Lebensweise spielt eine große Rolle bei der Vorbeugung von Atherosklerose und ihren Folgeerkrankungen", sagt Parhofer. Eine abwechslungsreiche vollwertige Ernährung, Nichtrauchen und ausreichend Bewegung seien dafür unentbehrlich. Auf das tägliche Frühstücksei zu verzichten, ist aber nicht notwendig, denn das Nahrungs-Cholesterin hat nur einen mäßigen Einfluss auf den Cholesterinspiegel.

Anders sei das bei den Triglyceriden, die ebenfalls maßgeblich an der Entstehung der Atherosklerose beteiligt sind. Der Triglycerid-Blutspiegel spricht stark auf die Ernährungsweise an und lässt sich durch einen sparsamen Umgang mit Zucker, Alkohol und tierischen Fetten wirksam senken. Gleichwohl gibt es Menschen, bei denen eine gesunde Lebensweise nicht ausreicht, um das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen zu reduzieren. Das kann zum Beispiel bei einem erblich bedingt erhöhten Cholesterinspiegel der Fall sein. "Kommen weitere Risikofaktoren hinzu, so brauchen die Betroffenen zur Vorbeugung von Herzinfarkt und Schlaganfall Medikamente, die den Cholesterinspiegel zuverlässig senken.“

Mythos IV: „Statine sind nur eine Erfindung der Pharmaindustrie, um Geld zu verdienen.“

„Es gibt wenige Medikamente, die so gut untersucht und für die der Nutzen so klar belegt ist, wie für die Statine", sagt Parhofer. Wenn diese Medikamente bei den richtigen Patienten richtig eingesetzt werden, könnten sie Herz-Kreislauferkrankungen vorbeugen.