200.000 Steirer, 100.000 Kärntner, 1,5 Millionen Menschen in ganz Österreich: Sie alle leiden an chronischen Schmerzen. Doch trotz dieser großen Zahl gibt es weiterhin massive Defizite bei der Versorgung, wie der Kärntner Experte Rudolf Likar aus Anlass der bevorstehenden "Österreichischen Schmerzwochen" aufzeigt.

Gabriele Grögl-Aringer, Präsidentin der Schmerzgesellschaft, nannte dazu Zahlen: "Es gibt in Österreich aktuell nur 48 Schmerzambulanzen, in Vorarlberg nur eine einzige. Es haben in den vergangenen Jahren Schließungen stattgefunden. Nur ein ganz geringer Anteil ist täglich geöffnet. Es fehlen die personellen Ressourcen."

"Eine Umfrage unter Allgemeinmedizinern hat gezeigt, dass 25 bis 50 Prozent der Patienten die Ordinationen wegen akuter Schmerzen aufsuchen", sagte Gabriele Grögl-Aringer. Zu 49 Prozent seien Rückenschmerzen, zu 46 Prozent Kopfschmerzen auf diesem Gebiet die Ursache eines Arztbesuches.

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Durch zu wenig Einrichtungen und zu kurze Öffnungszeiten müssten die Patienten oft wochenlang auf einen Termin warten. Von den 48 Schmerzambulanzen in Österreich haben 85 Prozent weniger als 35 Stunden pro Woche offen. Im Durchschnitt liegen die Öffnungszeiten bei nur 18 Stunden pro Woche.

Während rund 1.000 Ärzte in Österreich ein "Schmerzdiplom" in der Fortbildung absolviert haben und ein zweites Diplom kommen soll, würden schmerzmedizinische Maßnahmen in den Leistungs- und Tarifkatalogen der Krankenkassen kaum oder gar nicht abgebildet. Es fehle an spezialisierten Einrichtungen, ein multimodales und interdisziplinäres Zentrum gebe es nur in Kärnten.

Keine Zustände wie in USA

Kaum Probleme gibt es in Österreich mit problematischem Umgang mit Opiaten in der Schmerzmedizin: In den USA hat die exzessive Anwendung solcher Medikamente schon bei leichten Schmerzen zu einem massiven Anstieg der Zahl der Süchtigen geführt. Pro Tag sterben durchschnittlich 19 Menschen in den USA durch Überdosierungen mit diesen potenten Schmerzmitteln, betonte Likar.

Rudolf Likar
Rudolf Likar © kk

Die österreichischen Ärzte würden - im Gegensatz zu den USA - Opioide in der Schmerztherapie sorgsam und gemäß den Leitlinien einsetzen. "Wir haben schon 2015 in Österreich ein Positionspapier herausgebracht, wie Patienten mit Nicht-Tumor-Schmerzen behandelt werden sollen. Dieses Positionspapier wird eingehalten", sagte der Experte. Der Einsatz der Opiate erfolge restriktiv und besonders bei Patienten ohne Krebserkrankung zunehmend in niedrigeren Dosierungen. Problematische Einzelfälle könne es aber immer geben.

Falsch sei jedenfalls der amerikanische Weg mit der Zulassung einer "Impfung" gegen Opiate. Durch die hervorgerufene Immunreaktion gegen alle Arzneimittel mit solchen Inhaltsstoffen werde nämlich jede Anwendung unmöglich. Viel besser sei es, die Ursachen solcher Probleme zu bekämpfen - die zu laxe Verschreibweise durch Ärzte.

Cannabis gehört in Hände der Ärzte

Nicht abrücken wollen die österreichischen Schmerzspezialisten von ihrer Position, dass THC und Cannabinoide als Medikamente zu betrachten sind, die ausschließlich in die Hand von Ärzten gehörten. Schließlich müssten auch Studien durchgeführt werden, um die optimalen Einsatzmöglichkeiten herauszufinden. Krebspatienten sollte man keine falschen Hoffnungen machen.