Sehr geehrte Frau Dr. Bacher,
meine Frau ist im fünften Monat schwanger. Wir hatten gestern Sex und danach bekam sie leichte Schmierblutungen. Sie war heute gleich beim Gynäkologen. Er teilte ihr mit, dass sie eine vorgelagerte Plazenta habe und ab jetzt auf Sex verzichten müsse. Sie müsse sich auch schonen. Wir sind geschockt, und zwar aus zwei Gründen. Erstens wissen wir nicht, was die Diagnose zu bedeuten hat und zweitens, warum wir ab jetzt keinen Sex mehr haben sollen. Wir beide lieben Sex! Was meint der Gynäkologe damit überhaupt? Heißt das kein Geschlechtsverkehr, kein Petting oder wie?
ELISABETH BACHER ANTWORTET: Ich verstehe Ihre Beunruhigung durch diese plötzliche Diagnose sehr gut. Die Plazenta ist der Mutterkuchen, der Ihr Kind während der Schwangerschaft versorgt. Bei einer vorgelagerten Plazenta hat sich diese sehr tief, in der Nähe des Gebärmutterhalses, eingenistet. Dadurch kann es bei Belastungen oder bei Bewegungen in diesem Bereich zu Blutungen kommen und es könnte sich auch ein innerer Bluterguss bilden. Das passiert beim vaginalen Geschlechtsverkehr, bei starker körperlicher Belastung oder beim Sport. Deswegen hat Ihr Arzt auch diese Empfehlung ausgesprochen.
Wie ich lese, erleben Sie und Ihre Frau auch in der Schwangerschaft viel Freude an Sexualität. Das muss sich durch diese Diagnose auf keinen Fall ändern. Genießen Sie weiterhin körperlichen Kontakt und Intimität mit Ihrer Partnerin! Alle Berührungen im äußeren Genitalbereich, Erregung und Lustempfinden sind erlaubt und stellen keine Gefahr für Ihr Kind dar. Verzichten sollten Sie aber auf vaginale oder anale Penetration.
Oft berichten mir Frauen, dass in der Schwangerschaft und auch in der Stillzeit das Bedürfnis nach Nähe und Intimität zunimmt. Durch die körperlichen Veränderungen, Veränderungen im Beziehungsgefüge und in den Rollenbildern können sich auch die sexuellen Bedürfnisse ändern. Daher mein Rat: Reden Sie mit Ihrer Partnerin darüber! Sprechen Sie Ihre Bedürfnisse direkt an! Bleiben Sie in emotionalem und körperlichem Kontakt.