Die Frage.Ich (weiblich, 42 Jahre, verheiratet, zwei Kinder) leide seit Jahren an Lustlosigkeit. Ich könnte völlig ohne Sex leben, mein Mann leidet jedoch darunter. Er gibt sich alle Mühe, mich zu erregen, ich aber empfinde einfach keine Lust, egal, wie sehr er sich anstrengt. Ich habe es auch schon mit Pornos probiert und mit erotischer Literatur - ohne Erfolg. Was kann ich noch tun?
Eva Stix antwortet. Lustlosigkeit ist ein komplexes Thema: Der Leidensdruck entsteht meist durch das Leiden des Partners, die Therapie wird mit dem widersprüchlichen Wunsch begonnen, etwas zu wollen, was man eigentlich nicht will. Einfache und allgemein gültige Lösung gibt es keine. Die Forschung besagt, dass Frauen weniger als Männer auf spezifische sexuelle Reize reagieren, ihr Begehren ist sehr situationsabhängig. Das macht es variantenreicher, aber auch ablenkbarer.
Allgemeine Umstände wie Befinden, Beziehungsdynamik, Sorgen und Rollenvorstellungen spielen eine große Rolle. Ich orientiere mich an der Erforschung des „erotischen Raumes“: Wie viel Raum für Erotik ist einer Klientin aktuell möglich? Wie viel „eigener“ Raum steht ihr zur Verfügung, für Selbstfürsorge, selbstbestimmtes Handeln, wie viel Raum für ein „Nein“ zum Sex als Basis für ein „Ja“? Welche Beziehung hat sie zu ihrem Körper?
Wie verschmolzen sind die Partner, wie viel Abstand kann genommen werden, um den anderen wieder als interessanten Menschen zu sehen? Wie viel Raum gibt es, frei von Sorgen, um sich auf Erotik einzulassen? Wie ist das Begehrensprofil, welche Fantasien sind anregend?
Wenn Sie diese Fragen sorgfältig für sich beantworten, fällt es leichter, Ihre Erotik in ihrer Gesamtheit zu begreifen, Veränderungspotenzial zu erkennen und Lösungen zu finden, die in der aktuellen Situation am stimmigsten sind.