Hat er Sie auch schon erwischt, der erste Schnupfen der Saison?
Wenn die Nase dicht ist und sich jeder Atemzug wie Schwerarbeit anfühlt, wünscht man sich nur eines: den Rotz wieder loszuwerden. Dafür greifen wohl die meisten zum Taschentuch und schnäuzen sich so kräftig wie möglich - bis die Nase rot leuchtet. Ist das, rein medizinisch gesehen, aber wirklich der beste Weg, um den Schleim aus den Atemwegen zu bekommen? Das haben wir HNO-Experte Gerald Wolf von der MedUni Graz gefragt.
Ab in den Rachen
"Medizinisch gesehen wäre das Aufziehen die richtige Technik, um die Nase freizubekommen", sagt Wolf. Denn dadurch nimmt der Nasenschleim auch seinen natürlichen Weg: Durch das Aufziehen entsteht ein Sog im Nasenraum, der das Nasensekret mitsamt den darin enthaltenen Viren oder Bakterien in den Rachenraum befördert.
"Das Aufziehen entspricht zwar nicht der gesellschaftlichen Etikette, aber dem natürlichen Transportmechanismus", sagt Wolf. Den Weg durch die Nase in den Rachen nimmt das Sekret nämlich auch, wenn wir nicht verkühlt sind - dann bemerken wir es aber nicht, weil es nicht in solchen Mengen produziert wird, wie bei einer Erkältung.
Von der Nase ins Mittelohr
Beim Schnäuzen hingegen entsteht ein Überdruck im Nasenraum: Das führt dazu, dass der Schleim mit all den enthaltenen Keimen in die Nasennebenhöhlen gedrückt wird. "Von dort aus können die Keime über die Eustachi'sche Röhre bis ins Mittelohr verschleppt werden", sagt Wolf. Die Folge können langwierige Nasennebenhöhlen- oder Mittelohrentzündungen sein. Da das Aufziehen und darauffolgende Ausspucken von Nasenschleim aber nicht in jeder Alltagssituation passend ist, sollte man sich, wenn notwendig, nur mit wenig Druck schnäuzen.
Dusche für die Nase
Auf die Frage, was man noch tun kann, um den Schnupfen schneller wieder loszuwerden, bedient sich Experte Wolf selbst einer Volksweisheit: "Ohne Medikamente dauert der Schnupfen sieben Tage, mit eine Woche." Abschwellende Nasentropfen - nicht länger als sieben Tage verwenden -, Nasenduschen oder Kamille-Inhalationen können aber die Beschwerden lindern. Und einen endlich wieder durchatmen lassen.