Pierre Littbarski, „Litti“ genannt, ist das Paradebeispiel. Er galt als der Spieler mit den krummsten Beinen der Bundesliga. Als sein legitimer Nachfolger wird heute Kevin Prince Boateng gehandelt, der auf O-Beinen über das Feld dribbelt. Sind die rund geformten Beine ein Phänomen des Fußballs und dem intensiven Training geschuldet oder doch nur eine Laune der Gene? Das haben wir Orthopäde Norbert Kastner (MedUni Graz) gefragt.

Fehlstellung der Knochen

„Es gibt keinen Beweis, dass Fußballspieler ein höheres Risiko haben, O-Beine zu bekommen“, sagt Kastner. Schuld an O-Beinen sei eine Fehlstellung im Bereich des Schienbeins: Dadurch verbiegen sich die Beine o-förmig. „Da es eine Fehlstellung des Knochens ist, ist es unwahrscheinlich, dass der Sport einen Einfluss hat“, sagt Kastner.

Kevin Prince Boateng dribbelt mit O-Beinen übers Feld
Kevin Prince Boateng dribbelt mit O-Beinen übers Feld © EPA
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Zwar gab es eine belgische Studie, die die Beine kickender und nicht kickender Jugendlicher verglich und zum Ergebnis kam, dass die Fußballspieler öfter O-Beine hatten. Eine weitere Studie zeigte jedoch, dass auch Jugendliche, die andere Sportarten betrieben, ebenso öfter O-Beine hatten als Jugendliche, die keinen Sport machten.

„Muskulöse Beine können eher aussehen wie O-Beine“, sagt Kastner. Betreibt man keinen Sport, lagert sich Fettgewebe an, die Beine werden dicker – der Blick durch die Knie ist seltener.

Wir kommen mit O-Beinen zur Welt

Die Hauptursache für O-Beine sind damit wohl die Gene: Gibt es in der Familie O-Beine, steigt das Risiko. Prinzipiell kommen wir alle mit O-Beinen zur Welt: Die krummen Beine erleichtern es Babys, bei den ersten Gehversuchen die Balance zu halten. In der Entwicklung wird das O zu einem X, bis nach dem Ende des Wachstums die Beine gerade sein sollten. Oder auch nicht.

„Ob man O-Beine operativ behandelt, hängt vom Schweregrad der Fehlstellung ab“, sagt Kastner. Die Faustregel: Ab einer Fehlstellung von mehr als fünf Grad kann man an eine Operation denken. Bei einem solchen Eingriff wird der Knochen durchgeschnitten und korrigiert. „Die Entscheidung, ob operiert werden muss, trifft der Facharzt“, sagt Kastner.

Schmerzhafte Folgen

Tut man nichts gegen die Tunnelbeine, wird das Knie auf der Innenseite stärker belastet. „Dadurch steigt das Risiko für eine Arthrose“, erklärt Kastner, dass O-Beine den Knorpel stärker abnutzen – und damit schmerzhafte Folgen haben können.