Eine Sache für Hartgesottene: Die kalte Dusche zwingt in der Früh nicht nur zum Munterwerden, sondern soll auch "abhärten" - was so viel bedeutet wie, das Immunsystem stärken und den Körper weniger anfällig für Infekte zu machen. "Geht das?", fragen wir Dietmar Geissler, Vorstand der ersten medizinischen Abteilung am Klinikum Klagenfurt.
Kalte Dusche ist Stress
"So einfach ist es nicht", sagt Geissler. Das Immunsystem sei ein komplexer Apparat, den man nicht allein durch Wechselbäder zu Höchstleistungen antreibe. Aber einen Effekt gibt es doch: Auf eine kalte Dusche reagiert der Körper mit einer Stressreaktion, bestimmte Hormone werden über die Nebenniere ausgeschüttet, außerdem steigt der Blutdruck und die Gefäße werden verengt. "Schließlich wird auch eine Abwehrreaktion eingeleitet", sagt Geissler, und damit das Immunsystem aktiviert.
Da sich damit aber ein komplexer Prozess von Reaktion und Gegenregulation in Gang setzt, könne man nicht sagen, dass Wechselbäder alleine widerstandsfähiger gegen Infekte machen. Aber: Die kalte Dusche macht mit dem Immunsystem Ähnliches wie mit uns: Sie rüttelt es kurzzeitig wach.
Gesund essen, draußen sporteln
Was der Infektabwehr wirklich hilft, ist ein gesunder Lebensstil: eine ausgewogene Ernährung mit Gemüse und Obst, Bewegung an der frischen Luft und ausreichend Schlaf sind es, die uns gesund halten. "Eine ganz spezifische Aktivierung des Immunsystems gegen bestimmte Erreger erreicht man mit Impfungen", ergänzt Geissler.
Zusätzliche Vitaminpräparate für die Immunabwehr brauche es nur bei Mangelerscheinungen, die zum Beispiel bei chronischen Darmerkrankungen oder einer absoluten Obst- und Gemüseverweigerung auftreten können. Sonst sei die künstliche Vitaminbombe meist nicht nötig.
Sonja Saurugger