Ein prüfender Griff an den Bauch und die Erkenntnis: Ja, die Feiertage haben Spuren hinterlassen. Doch was hilft, wenn sich der Körper nach den Festgelagen schwer belastet anfühlt? Und setzt der Mensch im Winter tatsächlich Winterspeck an? Das haben wir die Ernährungsexpertinnen Sonja Lackner und Sandra Holasek von der Med Uni Graz gefragt.

Sandra Holasek
Sandra Holasek © (c) Nicholas Martin

"Wir funktionieren noch immer wie Urzeitmenschen", sagt Holasek. Das bedeutet: Durch die frühe Dunkelheit und das fehlende Sonnenlicht werden wir träger, bewegen uns auch weniger. "Dieser Bewegungsmangel ist der erste Schritt zur Gewichtszunahme", sagt Holasek. Außerdem führt der Mangel an Sonnenlicht auch dazu, dass der Serotoninspiegel im Gehirn sinkt: Fehlt dieses Wohlfühlhormon, steigt die Lust auf Süßes - ein weiterer Schritt hin zu den Winterspeckröllchen.

Studien haben aber auch gezeigt: Über alle Kulturen hinweg nehmen Menschen über die traditionellen Feiertage an Gewicht zu. Nehmen wir durch die Weihnachts- und Neujahrsgelage zu, setzen Japanern zum Beispiel Anfang Mai Gewicht an, da sich da einige Feiertage aneinander reihen. Und bei den US-Amerikanern geht die Gewichtskurve schon mit Thanksgiving Ende November nach oben. Es scheint also: Der Winterspeck ist vielmehr ein Feiertagsspeck.

Dieses Video könnte Sie auch interessieren
Sonja Lackner, Med Uni Graz
Sonja Lackner, Med Uni Graz © kk

Stoffwechsel aktivieren

Doch es gibt Mittel gegen den Speck: „Gehen Sie raus an die frische Luft und bewegen Sie sich“, ist der erste Rat von Sonja Lackner. Denn: Niedrige Temperaturen und die vermehrte Sauerstoffaufnahme bewirken, dass der Stoffwechsel aktiver wird: Das körpereigene Wärmekraftwerk, die braunen Fettzellen, werden aktiv und sorgen dafür, dass mehr Energie verbraucht wird. So werden bereits angelegte Pölsterchen wieder verbrannt. Also: raus aus der warmen Höhle, rein in die kalte Luft.

Kerze statt Kekse

„Essen Sie kleinere Portionen“, ist ein weiterer Rat der Expertin. Zu den Feiertagen neigen wir zum Schlemmen, was auch damit zu tun hat, dass wir in Gesellschaft mehr essen und mehr Alkohol trinken, wie Studien gezeigt haben. Ein kleinerer Teller kann dabei helfen, kleinere Portionen zu sich zu nehmen. „Viel Wasser oder ungesüßten Tee trinken“, ist ein weiterer Tipp, um den Stoffwechsel anzuregen – trinkt man ein Glas Wasser vor einer Mahlzeit, füllt das übrigens den Magen und man isst danach weniger.

In der Auswahl der Speisen sollte man dem Körper Schonung zugestehen: Hände weg von Fettem, Frittiertem oder stark Gesüßtem. Essen Sie viel Gemüse und Obst und ersetzen Sie tierische durch hochwertige pflanzliche Fette.

Auch die Lust auf Süßes kann man mit einfachen Tricks im Zaum halten. So sind zum Beispiel Nüsse wahre "Glücksbomben": Sie enthalten den Stoff Tryptophan, der eine Vorstufe von Serotonin ist - genau jenes Hormon, das uns durch Lichtmangel fehlt. Tryptophan ist auch in Käse oder Joghurt enthalten. Die Lust auf Süßes kann man auch mit Düften stillen: Kerzen, die nach Vanille oder Zimt duften, können den Süßgusto beruhigen.

Außerdem sollte man für Heißhunger-Attacken gesunde Alternativen bereithaben: Frische oder getrocknete Äpfel sowie Gemüsesticks aus Karotten und Sellerie sind kalorienarme Alternativen zur Adventkalender-Schoki oder Kekse im Büro. "Auch sauer eingelegtes Gemüse ist ein guter Winterbegleiter", sagt Holasek. Und der Speck bleibt weg.