Verschiedene Inhaltsstoffe unserer täglichen Nahrung können zu Unverträglichkeiten führen und so unseren Verdauungstrakt belasten und damit die Lebensqualität entschieden beeinträchtigen. Neue Forschungsergebnisse der Med Uni Graz bestätigten nun, dass der ungezielte Einsatz von glutenfreien Diäten nicht den gewünschten Erfolg bei gewissen Unverträglichkeiten liefert, sondern eine spezifische Ernährungsumstellung notwendig ist.

Kohlenhydrate als Krankmacher?

Zöliakie, Fruktoseintoleranz, Laktoseintoleranz: Lang ist die Liste der Allergien und Intoleranzen auf verschiedene Lebensmittelinhaltsstoffe. Kohlenhydrate, Proteine und biogene Amine – zum Beispiel das Histamin – sind dafür verantwortlich, dass unsere Verdauung nicht mehr richtig arbeiten kann und so typische Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall und Verstopfung aber auch extraintestinale Symptome wie Kopfschmerzen auftreten können. Wissenschaftler rund um Sandra Holasek, Lehrstuhl für Immunologie und Pathophysiologie der Med Uni Graz, haben nun untersucht, wie diese Inhaltsstoffe bei Menschen mit einer Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität wirken.

Glutenverzicht kein Universalheilmittel

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Die Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität (NCGS) ist eine Weizenunverträglichkeit, die der Zöliake sehr ähnlich sieht. Anders als bei der Zöliakie (entzündliche Reaktion der Darmschleimhaut auf das Klebeiweiß Gluten) kann bei NCGS keine Glutenunverträglichkeit oder Weizenallergie nachgewiesen werden.

„Die Beschwerden bei NCGS sind sehr ident mit denen bei Histaminintoleranz“, sagt Sandra Holasek. In Anbetracht der kürzlich beschriebenen Symptome von NCGS, wie beispielsweise Völlegefühl und Magenschmerzen, beschreiben die Grazer WissenschafterInnen die Parallelen von NCGS zur Histaminintoleranz (HIT) an Hand der vier bekannten Histamin Rezeptoren.

Zielgenau

„Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit erfordert eine fundierte klinische Diagnostik und individuelle Behandlung kombiniert mit einer entsprechend abgestimmten diätischen Ernährung zur nachhaltigen Linderung der Symptome“, beschreibt Holasek die Maßnahmen bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit.

Nach einer detaillierten diagnostischen Abklärung kann eine gezielte Intervention mehr helfen als eine ungezielte Diät mit geringen fermentierbaren Oligo-, Di- und Monosacchariden und Polyolen (FODMAP) oder der weit verbreitete Verzicht auf glutenfreie Nahrungsmittel.

Viele Kalorien, wenig Vitalstoffe

Glutenfreie Produkte können prinzipiell aus den Getreidearten Reis, Mais, Hirse, Hafer, aus den Pseudogetreiden Amaranth, Quinoa und Buchweizen und anderen stärkereichen Rohstoffen wie Leguminosen (Bohnen, Erbsen, Lupinen), Wurzel- und Knollenfrüchten (Kartoffelstärke), Bananen und Kochbananen oder Kastanien hergestellt werden. Obwohl damit ein großes Spektrum an Rohstoffen zur Verfügung steht, werden etwa drei Viertel aller glutenfreien Produkte aus (weißem) Reis oder Mais(stärke) produziert.

Das hat Folgen für die ernährungsphysiologische Qualität der Produkte: die Energiedichte ist hoch, aber die Nährstoffdichte gering: geringer Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Nahrungsfasern, sekundären Pflanzenstoffen. Daher bräuchte es eine größere Vielfalt in der Landwirtschaft und ein Bewusstsein dafür, was man sich mit glutenfreien Produkten zuführt.