1. Mythos: Veganer leben gesünder.
„Wer vollständig auf tierische Produkte verzichtet, braucht ein gutes Wissen und eine gute Planung seiner Ernährung“, sagt Sandra Holasek, Pathophysiologin an der Med Uni Graz. Daher könne man nicht pauschal sagen, dass vegan auch automatisch gesünder bedeutet. Tatsache ist aber: Veganer essen meist viel Obst, Gemüse und Vollkorngetreide, dadurch nehmen sie viele gesundheitsfördernde Nähr-, Ballast- und Pflanzenstoffe auf. Veganer hätten dadurch ein geringeres Risiko für Krankheiten, die durch den Lebensstil ausgelöst werden, wie Diabetes Typ 2 oder Gefäßerkrankungen. Aber: Eine Untersuchung der Verbraucherzentrale Hamburg hat gezeigt, dass spezielle Produkte für Veganer nicht gesund sein müssen: Fleischfreie Würstel oder Milchersatz schnitten schlecht ab, enthielten zu viele gesättigte Fettsäuren oder zu viel Salz. „Bei stark verarbeiteten Produkten ist immer Vorsicht geboten“, sagt Holasek.
2. Mythos: Veganer sind schlanker.
„Um Gewicht zu verlieren, muss mehr Energie verbraucht werden, als gegessen wird“, erklärt Ernährungsexpertin Sonja Lackner die Grundlage fürs Abnehmen. Auch pflanzliche Lebensmittel wie Nüsse, Öle oder Avocados können sehr kalorienreich sein – isst man viel davon und bewegt sich zu wenig, könne man auch durch diese Lebensmittel zunehmen. Auch spiele die Zubereitungsart eine Rolle: Auch Sellerie oder Champignons können paniert und frittiert werden. „Prinzipiell ist der Verzicht auf tierische Produkte noch kein Garant abzunehmen“, sagt Lackner. Aber: Studien haben gezeigt, dass es unter Vegetariern und Veganern weit weniger Übergewichtige gibt.
3. Myhos: Der Mensch ist dafür gemacht, Fleisch zu essen.
Als Argument dafür, dass der Mensch fürs Fleischessen gemacht ist, wird immer wieder angeführt: Ohne Fleisch hätte sich unser Gehirn nicht derart entwickeln können. „Ja, es wird vermutet, dass der steigende Fleischanteil in der Nahrung zur Vergrößerung des Gehirnvolumens beigetragen hat“, sagt Holasek. Doch die Zusammenhänge sind nur Vermutungen – Fakt ist, dass unsere Anatomie vor allem für pflanzliche Nahrung ausgelegt ist. Der Mensch hat Mahlzähne, kaut und schluckt, statt zu schlingen, wie es Fleischfresser tun. Der Mensch kann, im Gegensatz zum Fleischfresser Katze, Vitamin C nicht selbst synthetisieren und auch Aufbau und Länge unseres Darms sind typisch für Pflanzenfresser.
4. Mythos: Vegan zu leben, ist teuer.
Auch die vegane Gesellschaft bestätigt: Spezielle Produkte wie Mandelmilch, Seitan oder Tofuwürstel haben einen hohen Preis. Aber: Die Basis der Ernährung sollten auch bei Veganern keine Fertigprodukte bilden, sondern Grundnahrungsmittel, die man am besten regional und saisonal einkauft. Wer als Veganer Geld sparen will, sollte vor allem selbst kochen: „Weniger Fertigprodukte sind günstig für Geldtasche und Gesundheit“, sagt Lackner.
5. Mythos: Veganer dürfen doch gar nichts mehr essen.
Italienische Spaghetti mit Tomatensoße, orientalische Falafel mit Hummus, mexikanische Guacamole, indisches Kichererbsencurry: Die vegane Gesellschaft listet eine ganze Reihe internationaler Klassiker, die rein pflanzlich sind. Und durch den „Vegan-Hype“ gibt es bereits eine Vielzahl an Kochbüchern fürs vegane Kochen. Doch Holasek unterstreicht: „Die Zusammenstellung der Mahlzeiten muss immer gut überlegt sein.“
6. Mythos: Veganer haben Mangelerscheinungen. Laut Expertin Lackner gibt es vier Hauptnährstoffe, die bei Veganern kritisch sind: Eisen, Kalzium, die Fettsäure DHA und Vitamin B12. Zwar enthalten auch pflanzliche Lebensmittel Eisen und Kalzium, der Körper kann es aber nicht so gut verwerten wie jenes aus tierischen Produkten. „Vitamin C kann die Eisenaufnahme unterstützen“, gibt Lackner als Tipp. Vitamin B12 muss bei einer rein veganen Ernährung über Nahrungsergänzungsmittel zusätzlich aufgenommen werden.
7. Mythos: Veganer sind nicht so leistungsfähig. Patrick Baboumian wiegt 116 Kilo, kann 550 Kilo tragen, gewann den Titel „stärkster Mann Deutschlands“ und ist Veganer. Er wird gerne als Beweis dafür gehandelt, dass Veganer genauso körperliche Höchstleistungen erbringen können. „Bei einer entsprechenden Planung der Ernährung sind sportliche Spitzenleistungen absolut möglich“, sagt Holasek. Da Sportler einen höheren Nährstoffbedarf haben, sei die richtige Zusammenstellung der Mahlzeit aber besonders wichtig.
Sonja Saurugger